Er
gilt als einer der erfolgreichsten bayerischen Reise-Manager, steigerte
den Umsatz seines Unternehmens innerhalb kürzester Zeit in phantastische
Dimensionen und betrachtet RT-Reisen als sein Lebenswerk. Die
STADTBROSCHÜRE wollte wissen, warum sein Unternehmen so erfolgreich
ist, wollte wissen, was sich hinter der Person Hans Sommer verbirgt. In
einem zweistündigen Gespräch wurden alle Fragen eingehend beantwortet.
Vorab schon ein Resümee: seine Reisen sind für Menschen
zusammengestellt, die etwas von de5r Welt sehen wollen und Hans Sommer
selbst ist so vielfältig wie die Reisen, die er verkauft. Lesen Sie hier,
welche Ziele er noch hat, was er über Hellmut Kohl denkt, was seine Frau
für ihn bedeutet und wie er über Geld, Familie, Sex und Tod denkt.
Als einer der erfolgreichsten bayerischen
Reise-Manager betiteln wir Sie in unserem Interview als "Herr der
Reisen". Schon bei der Ankündigung des Titels haben Sie abgewinkt.
Können Sie mit dieser Auszeichnung nicht leben?
Damit kann ich schon leben, wobei natürlich "Herr
der Reisen" eine großartige Titulierung ist, die mir eigentlich
nicht zusteht.
Wissen Sie auf Anhieb Ihre Mitarbeiterzahl, wie hoch
der letzte Jahresumsatz war und welche Gruppenreisen in Ihrem Programm
sind?
Es sind 65 Mitarbeiter, der letzte Jahresumsatz betrug 50
Millionen und neben unserem Standardprogramm haben wir nun auch
Südafrika, Indonesien, Transsibirien, die Ukraine und Mexiko im Angebot.
Bürgermeister Hans Steindl haben Sie als
Reisebegleiter für einige ihrer Gruppenreisen gewonnen. Wir wissen zwar,
daß es kaum eine bürgernäheres Stadtoberhaupt in Bayern gibt, aber wie
haben Sie ihn dazu gebracht?
Seine Leidenschaft zum Reisen hat uns zusammengeführt.
Hans Steindl hat ja schon als Student, zu Referendarzeiten und später als
Pädagoge mit Begeisterung ferne Länder bereist. Ich habe ihn dann
daraufhin angesprochen und er hat gleich zugesagt. Die von Ihm begleiteten
Gruppenreisen sind koordiniert mit der Volkshochschule
Burghausen-Burgkirchen, sodaß er hier natürlich auch diese Interessen
wahrnehmen und vertreten kann.
Welche Persönlichkeit würden Sie sich noch als
Reisebegleiter wünschen?
Ich weiß, worauf sich Ihre Frage bezieht, aber es ist
illusorisch, weil wir sowieso nie daran kämen. Außerdem arbeiten wir
generell mit ausgesuchten Reiseleitern zusammen, die über entsprechende
Landeskenntnisse verfügen. Zum Beispiel mit dem Studienprofessor Anton
Bosch, der viele unserer Reisen begleitet.
Aus der deutschen Wirtschaft tönt derzeit noch ein
kollektives Wehklagen. Leidet auch das Geschäft mit der Reise unter der
Rezession?
Das Reisegeschäft im laufenden Geschäftsjahr leidet
nicht darunter, wobei man zwischen Vermittler und Veranstalter
unterscheiden muß. Den Veranstaltern geht es allgemein gut, bei den
Reisebüros ist das Geschäft in den ersten sechs Monaten eher
rückläufig. Die Zahl der Reisebüros in Bayern verdoppelt sich
allerdings in den letzten fünf Jahren. So gesehen hat sich der Umsatz
verteilt.
Konkret: Ihr Umsatz steigt also stetig?
Das ist richtig.
Haben es in Deutschland Frauen als Unternehmer
schwerer als Männer?
Ich meine schon, und ich glaube, daß sich die bisherigen
Gepflogenheiten nicht so schnell ändern werden. In meinem Unternehmen
stellt sich das jedoch völlig anders dar. Sechs von neun RT-Reisebüros
werden von Damen geleitet. Das ist doch eine tolle Quote, oder?
Welche Reise war ihr schlimmster Flop?
Wir haben keine Flops, weil alle Reisen bis ins Detail
geplant werden. Was uns allerdings passieren könnte, wären politische
Unruhen oder ökologische Gründe, die eine Reise zum Abbruch bringen. Wir
hatten das bereits mit China und dem Jemen. Deswegen sind diese
Stornierungen aber keineswegs Flops, sondern unabwendbare Realität.
Welches persönliche Traumreiseziel würden Sie sich
wünschen.
Australien und Neuseeland und nach der politischen
Stabilisierung wünsche ich mir jetzt auch Südafrika.
Welche bisher nicht angebotenen Reiseziele planen Sie
für die Zukunft?
Vor allem Länder im südostasiatischen Raum, exotische
Reiseziele also, wie zum Beispiel Malaysia.
Welches Ziel käme auf keinen Fall in Frage?
Für mich kommt jedes Ziel in Frage, wenn die
Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Was bringt der riesige europäische Markt für das
Unternehmen RT-Reisen?
Wir beschränken uns auf die Bundesrepublik, wollen aber
nach dem Beitritt Österreichs zur EG diesen Markt dazugewinnen.
Was halten Sie von Helmut Kohl?
Das ist eine gute Frage. Ich bewundere Herrn Kohl. Er ist
für mich ein absolut ehrlicher Politiker ohne Skandale, für mich völlig
integer. Den Vorwurf, daß er seine Probleme aussitzt, kann ich nicht
bejahen. Vieles regelt sich nämlich deshalb von alleine, weil es oftmals
unbedeutend ist.
Und von seinem Kontrahenten Rudolf Scharping?
Ist mir ehrlich gesagt zu farblos, stellt keine
Alternative zu Kohl dar. Wobei ich eine echte Abgrenzung seiner Meinung
zum politischen Gegner oft nicht feststellen kann.
Von Oswalt
Kolle?
Er hat sicher seinen Beitrag zur Aufklärung geleistet.
Dem Papst?
Er ist mir etwas zu konservativ.
Welche Meinung haben Sie zum Thema Sex-Tourismus?
Ich lehne so etwas strikt ab.
Welchen Stellenwert hat für Sie Umweltschutz?
Einen sehr hohen.
Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Uneingeschränkt darf ich schon behaupten: Ja.
Gibt es ein Traumziel, das Sie mit RT-Reisen noch
verwirklichen wollen?
Die absolute Absicherung des Unternehmens für die Zukunft
bei einem immer schwieriger werdenden Markt.
Und welche Ziele haben Sie privat?
Ich bin ein sehr bescheidener Mensch und ich würde mich
schon freuen, wenn alles so bleiben würde, wie es ist.
Was hatten Sie für eine Kindheit?
Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit, bin geboren und
aufgewachsen in Haiming.
Wie kamen Sie ins Reisegeschäft?
Nachdem sich 1962 die Raiffeisenbank Neuötting als erste
Bank in Bayern entschlossen hatte, ins Reisegeschäft einzusteigen, wurde
ich als gelernter Bankkaufmann beim "abr" ausgebildet. 1983
leitete ich nicht nur die Bankhauptstelle in Burghausen, sondern wurde
zusätzlich zum Geschäftsführer der RT-Reisen berufen. Aufgrund der
außerordentlichen Entwicklung konzentrierte ich mich ab 1989 nur noch auf
das Reisegeschäft. Vom Bankgeschäft zog ich mich völlig zurück.
Wie lange planen Sie, RT-Reisen noch zu führen?
Die nächsten zehn Jahre noch, dann gehe ich in Pension.
Wie kommen Sie mit anderen Reiseveranstaltern klar?
Wie gesagt, bin ich bereits seit 1962 im Geschäft, kenne
alle Führungskräfte der Branche persönlich und komme mit allen sehr gut
aus, auch mit den Nordlichtern.
Sie haben neben Burghausen noch Filialen in
Altötting, Neuötting, Trostberg, Prien, Ebersberg, Traunstein und
München und arbeiten mit vielen anderen eng zusammen. Unter
Reisekaufleuten wird deshalb oft gemunkelt, daß Sie deren Reisebüros
aufkaufen, wo es nur geht.
Wir kaufen Reisebüros auf, wenn es in überschaubaren
Grenzen passiert, betrieben aber keineswegs eine Preispolitik um anderen
Unternehmen wirtschaftlich zu schaden. Vielmehr bieten wir den Reisebüros
mit unserem RT-Reisen-Kooperations-Vertrag, kurz RTK genannt, sogar eine
echte Überlebenshilfe an. Ab 1.11.1994 gehören unserer Kooperation
bereits 260 Büros in Deutschland an. Wir führen Verhandlungen mit allen
Leistungsträgern und garantieren unseren Mitgliedern somit
überlebensfähige Konditionen.
Wie lange arbeiten Sie täglich?
Nicht unter neun Stunden.
Wie muß man sich Hans Sommer vorstellen, wenn er
nicht arbeitet?
Vollkommen verplant. Mir wird die Frage heute zum
erstenmal gestellt, und ich bin über meine Antwort selbst erstaunt. Aber
durch die ehrenamtlichen Aufgaben im Bereich des Sports, ich bin
Vorsitzender des SV Haiming, habe ich kaum Zeit für private Interessen.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Ich könnte ohne Erfolg nicht leben.
Was wären Sie ohne Ihre Frau?
Ein verlorener Mensch.
Das müssen Sie uns erklären.
Ohne meine Frau wäre es mir nicht möglich, die mir
gestellten Aufgaben zu bewältigen. Dazu zählte in erster Linie die
Erziehung unserer beiden Kinder, wir haben einen Sohn, der bereits in
dieser Firma mitarbeitet und eine Tochter, die gerade ihr Abitur macht.
Meine Frau hilft mir außerdem sehr bei der Ausführung vereinsbezogener
und ehrenamtlicher Aufgaben.
Was für eine Frau ist Ihre Frau?
Eine absolute gute Frau!
Ihre Gruppenreisen bieten Kurzweil und Abwechslung.
Was halten Sie denn von einem ganz normalen Badeurlaub mit Sonne, Meer,
Liegestuhl und Sonnenschirm?
Es gibt genügend Menschen, die so einen Urlaub brauchen,
um abzuschalten. Jeder braucht schließlich einmal Ruhe. Ich selbst fliege
jetzt vierzehn Tage nach Malta, um auszuspannen. RT-Reisen hat ja nicht
nur Gruppenreisen im Programm. Wir bieten in unseren Reisebüros eine
große Palette verschiedenster Möglichkeiten an.
Die Strände sind oft voller
Obenohne-Mädchen. Wie
empfinden Sie das?
Mich stört es nicht.
Sind Sie sehr moralisch?
Eigentlich schon.
Angenommen, Sie erhalten ein Paket eines Versandhauses
aus Flensburg, das Sie gar nicht bestellt haben. Würden Sie
hineinschauen?
Ja.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Zufrieden leben in einer intakten Familie.
Wenn Sie sich ein Jahr lang auf eine einsame Insel
zurückziehen dürfen, welche drei Dinge würden Sie mitnehmen?
Meine Frau, die ich natürlich nicht als "Ding"
bezeichnen würde, dazu ausreichende Lektüre und ein Boot, für den Fall,
daß das Jahr zu lang wird.
Welche Sprachen sprechen Sie:
Schul-Englisch und Französisch.
Zum Schluß möchten wir Ihnen noch zehn Begriffe
nennen. Sie sagen uns bitte, was Ihnen dazu einfällt. Ein Joker ist
erlaubt.
Vielleicht komme ich ohne Joker aus.
Geld?
Ist nicht alles.
Frauen?
Eine reicht mir.
Intelligenz?
Ist unbedingt gefragt.
Alter?
Spielt keine wesentliche Rolle.
Familie?
Mein höchstes Gut.
Konkurrenzneid?
Kenne ich nicht.
Sex?
Soll jeder haben.
Tod?
Unabwendbare Tatsache.
Freizeit?
Soviel wie möglich.
RT-Reisen?
Mein Lebenswerk.
Herr Sommer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch
und wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg.
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