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BERNT SEELOS

Musikmanager
Edition: Mühldorf a. Inn 1993

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Er zählt seit Jahren bundesweit zu den führenden Konzert- und Tourneeveranstaltern und seine Ideen und musikalischen Planungen sind in der Branche gefragt. Ebenso erfolgreich waren seine vorherigen Aktivitäten als Musiker, Tourneeleiter, im graphischen Gewerbe mit seiner Druckerei und in der Gastronomie. Die STADTBROSCHÜRE sprach mit Bernt Seelos, dem Mann, den in Mühldorf jeder kennt.

 

Der Name »Seelos« ist zusätzlich in Verbindung mit Ihrem Bruder »Ambros« im Mühldorfer Raum und in der weiteren Umgebung sehr bekannt. Sie sind in Töging am Inn wohnhaft, seit wann?

Mein Leben begann 1936 in Töging am Inn, wo ich als sechstes Kind von insgesamt sieben Kindern, die alle noch wohlauf sind, geboren wurde. Mit längeren Unterbrechungen kam ich 1975 wieder nach Töging zurück und wohne seitdem hier.

Bei Ihren vielen Tätigkeiten interessiert uns, mit welcher Ausbildung oder welchem Beruf Ihre Laufbahn begann.

Um mein zeichnerisches Talent beruflich nutzen zu können, erlernte ich in Altötting zunächst das Schriftsetzerhandwerk, später dann in Zürich folgte eine graphische Ausbildung. Während dieser Tätigkeiten spielte ich schon in verschiedenen Amateurkapellen. 1959 konnte ich das Hobby, durch den Einstieg in die Band von Bruder Ambros, für fünf Jahre zum Beruf machen. In dieser Zeit lernte ich die halbe Welt kennen und sammelte viele Ideen und Erfahrungen für meine weitere Karriere.

Die Profi-Laufbahn als Musiker war sicher der Grundstock für Ihren jetzigen Beruf?

Auf jeden Fall. Ein wichtiger Schritt war dann die einjährige Tätigkeit als Tourneeleiter bei der damals größten Gastspieldirektion Deutschlands. Dort sammelte ich internationale Kontakte, von denen ich heute noch profitiere.

Ihren Bekanntheitsgrad in dieser Region erwarben Sie sich jedoch in der Gastronomie.

Diesen Schritt machte ich 1064 mit der »Arosa-Alm« in Mühldorf. Bereits im nächsten Jahr eröffnete ich »Arosa-Alm-Betriebe« in Landshut, Weiden und Cham sowie mehrere »Dudlhofer«, davon auch wieder ein beliebter »Dudlhofer« am Mühldorfer Stadtplatz. Später kam als weiterer bekannter Treffpunkt »Bernt´s Klimperkasten« und auch die »Weinpresse« in Neuötting dazu.

Wie begannen Sie neben den vielen Aufgaben das derzeitige Concert-Geschäft?

Während der Gastronomiezeit begann ich in allen Städten, in denen ich mit Lokalen vertreten war, mich auch als Veranstalter auf den Musik- und Unterhaltungsbereich zu bestätigen.

Fiel der Entschluß nicht schwer, aus der erfolgreichen Gastronomie auszusteigen?

Verschiedene Überlegungen, zum Beispiel der des Lebertests durch den Hausarzt, brachten mich zu dem Entschluß, die guten Kontakte im Showgeschäft noch mehr zu nützen und der Gastronomie größtenteils »Adjeu« zu sagen, was ich aber bis heute keinen Moment bereute.

Wie haben Sie in so kurzer Zeit in dieser hartumkämpften Branche so schnell in der ersten Reihe Fuß gefaßt?

Meine Überlegung war immer, Programme für eine möglichst breite Schicht der Bevölkerung zu machen, nicht für eine Minderheit, also auch vom räumlichen her im größerem Rahmen. Den Rekord dabei hält Karl Moiks »Musikantenstadl«, mit dem wir in den größten Hallen Deutschlands gastierten, zum Beispiel in der Dortmunder Westfalenhalle, in der Grugahalle in Essen und der Hans-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart. Pro Tournee hatten wir bis zu einer halben Million Besucher.

Haben Sie sich auf die volkstümliche Musik spezialisiert und die der Rock- und Popstars vorgezogen?

Ich habe total den Trend der Zeit genützt und mich auf die hoffähig und gewinnträchtig gewordene volkstümliche Musikszene gestürzt. Ambros produzierte das  »Original Naabtal-Duo«, wir vermarkteten sie live mit größtem Erfolg. Regelmäßige Konzerte mit den  »Kastelruther Spatzen« und weiteren Erfolgsgruppen geben uns bei ausverkauften Häusern immer wieder recht, daß wir richtig liegen.

Wir sehen aber in den überregionalen Veranstaltungskalendern, daß Ihre Palette doch um einiges vielseitiger ist.

Das stimmt natürlich. Wir veranstalten Tourneen mit Musicals und Operetten, mit bekannten Künstlern wie Bruno Jonas, Claudia Schlenger & Hanns Meilhammer sowie vielen anderen, die bisherigen Tours mit Otto Waalkes in Bayern und allen aktuellen Interpreten und Bands.

Man bringt Sie auch immer mehr in Verbindung mit Bauern- und Volkstheatern.

Durch eine weitere Firma, die »Show-Bühne«, geleitet von meiner Frau Roswitha, produzieren wir seit mehreren Jahren den »Komödienstadl« mit Max Grieser, Hansi Kraus, Monika Dahlberg und vielen anderen, mit denen wir monatelang auf Tournee sind. Von Peter Steiner´s Theaterladl, dem Garanten für ausverkaufte Häuser, bekommen wir ebenfalls alle Freidaten zwischen seinem eigenen Theater und den vielen TV-Aufzeichnungen.

Haben Sie auch Künstler, die exklusiv in oder über ihre Agentur zu buchen sind?

Seit 14 Jahren machen wir jeden Termin und jedes Konzert mit Fredl Fesl. Durch sein liebenswertes Wesen und seine unkomplizierte Art hat sich aus dieser Tätigkeit auch eine private Freundschaft entwickelt. Ebenso betätigen wir uns für Gordy von »Mary & Gordy«, The Kelly Family, die Don-Kosaken und einige Solisten und Kapellen. Für die TV-Serie »Gaudimax« mit Gerd Rubenbauer haben wir auch die Tournee-Rechte. Im Merchandising-Geschäft sind wir mit dem »Fernseh-Wastl« aus dem Musikantenstadl, der von uns vermarktet wird.

Dieses Geschäft ist doch sehr streßig, mit vielen Reisen verbunden und viel Hektik bei den jeweiligen Veranstaltungen. Wie lange wollen Sie das noch machen?

Das viele »Schnellfahren« macht sich regelmäßig auf meinem Flensburger Punktekonto bemerkbar - und natürlich auch etwas an den Nerven. Ich denke schon an einen Nachfolger, der leider nicht aus der eigenen Familie kommt, aber von mir noch gut eingearbeitet wird. Nebenbei baue ich noch bundesweit selbständige Partnerbüros auf, die mittels Franchise-System von meiner großen Erfahrung profitieren können.

Wie wird für einen so vielbeschäftigten Manager der Ruhestand aussehen? Wird es da nicht langweilig?

Auf keinen Fall. Ich werde mich weiterhin um den Nachwuchs kümmern, einige Gruppen produzieren, für verschiedene Fachzeitschriften schreiben und, wenn möglich, im sonnigen Süden überwintern.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG