Er
zählt seit Jahren bundesweit zu den führenden Konzert- und
Tourneeveranstaltern und seine Ideen und musikalischen Planungen sind in
der Branche gefragt. Ebenso erfolgreich waren seine vorherigen
Aktivitäten als Musiker, Tourneeleiter, im graphischen Gewerbe mit seiner
Druckerei und in der Gastronomie. Die STADTBROSCHÜRE sprach mit Bernt
Seelos, dem Mann, den in Mühldorf jeder kennt.
Der Name
»Seelos« ist zusätzlich in Verbindung mit Ihrem
Bruder »Ambros« im Mühldorfer Raum und in der weiteren Umgebung sehr
bekannt. Sie sind in Töging am Inn wohnhaft, seit wann?
Mein Leben begann 1936 in Töging am Inn, wo ich als sechstes
Kind von insgesamt sieben Kindern, die alle noch wohlauf sind,
geboren wurde. Mit längeren Unterbrechungen kam ich 1975 wieder nach
Töging zurück und wohne seitdem hier.
Bei Ihren vielen Tätigkeiten interessiert uns, mit welcher
Ausbildung oder welchem Beruf Ihre Laufbahn begann.
Um mein zeichnerisches Talent beruflich nutzen zu
können, erlernte ich in Altötting zunächst das Schriftsetzerhandwerk,
später dann in Zürich folgte eine graphische Ausbildung. Während dieser
Tätigkeiten spielte ich schon in verschiedenen Amateurkapellen. 1959
konnte ich das Hobby, durch den Einstieg in die Band von Bruder Ambros,
für fünf Jahre zum Beruf machen. In dieser Zeit lernte ich die halbe
Welt kennen und sammelte viele Ideen und Erfahrungen für meine weitere
Karriere.
Die Profi-Laufbahn als Musiker war sicher der Grundstock für
Ihren jetzigen Beruf?
Auf jeden Fall. Ein wichtiger Schritt war dann die
einjährige Tätigkeit als Tourneeleiter bei der damals größten
Gastspieldirektion Deutschlands. Dort sammelte ich internationale
Kontakte, von denen ich heute noch profitiere.
Ihren Bekanntheitsgrad in dieser Region erwarben Sie sich
jedoch in der Gastronomie.
Diesen Schritt machte ich 1064 mit der »Arosa-Alm« in
Mühldorf. Bereits im nächsten Jahr eröffnete ich »Arosa-Alm-Betriebe«
in Landshut, Weiden und Cham sowie mehrere »Dudlhofer«, davon auch
wieder ein beliebter »Dudlhofer« am Mühldorfer Stadtplatz. Später
kam als weiterer bekannter Treffpunkt »Bernt´s Klimperkasten« und auch
die »Weinpresse« in Neuötting dazu.
Wie begannen Sie neben den vielen Aufgaben das derzeitige
Concert-Geschäft?
Während der Gastronomiezeit begann ich in allen
Städten, in denen ich mit Lokalen vertreten war, mich auch als
Veranstalter auf den Musik- und Unterhaltungsbereich zu bestätigen.
Fiel der Entschluß nicht schwer, aus der erfolgreichen
Gastronomie auszusteigen?
Verschiedene Überlegungen, zum Beispiel der des
Lebertests durch den Hausarzt, brachten mich zu dem Entschluß, die guten
Kontakte im Showgeschäft noch mehr zu nützen und der Gastronomie
größtenteils »Adjeu« zu sagen, was ich aber bis heute keinen Moment
bereute.
Wie haben Sie in so kurzer Zeit in dieser hartumkämpften
Branche so schnell in der ersten Reihe Fuß gefaßt?
Meine Überlegung war immer, Programme für eine
möglichst breite Schicht der Bevölkerung zu machen, nicht für eine
Minderheit, also auch vom räumlichen her im größerem Rahmen. Den Rekord
dabei hält Karl Moiks »Musikantenstadl«, mit dem wir in den größten
Hallen Deutschlands gastierten, zum Beispiel in der Dortmunder
Westfalenhalle, in der Grugahalle in Essen und der
Hans-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart. Pro Tournee hatten wir bis zu
einer halben Million Besucher.
Haben Sie sich auf die volkstümliche Musik spezialisiert und
die der Rock- und Popstars vorgezogen?
Ich habe total den Trend der Zeit genützt und mich auf
die hoffähig und gewinnträchtig gewordene volkstümliche Musikszene
gestürzt. Ambros produzierte das »Original Naabtal-Duo«, wir
vermarkteten sie live mit größtem Erfolg. Regelmäßige Konzerte mit
den »Kastelruther Spatzen« und weiteren Erfolgsgruppen geben uns
bei ausverkauften Häusern immer wieder recht, daß wir richtig liegen.
Wir sehen aber in den überregionalen Veranstaltungskalendern,
daß Ihre Palette doch um einiges vielseitiger ist.
Das stimmt natürlich. Wir veranstalten Tourneen mit
Musicals und Operetten, mit bekannten Künstlern wie Bruno Jonas, Claudia
Schlenger & Hanns Meilhammer sowie vielen anderen, die bisherigen
Tours mit Otto Waalkes in Bayern und allen aktuellen Interpreten und Bands.
Man bringt Sie auch immer mehr in Verbindung mit Bauern-
und Volkstheatern.
Durch eine weitere Firma, die »Show-Bühne«, geleitet
von meiner Frau Roswitha, produzieren wir seit mehreren Jahren den »Komödienstadl« mit Max
Grieser, Hansi Kraus, Monika Dahlberg und
vielen anderen, mit denen wir monatelang auf Tournee sind. Von Peter
Steiner´s Theaterladl, dem Garanten für ausverkaufte Häuser, bekommen
wir ebenfalls alle Freidaten zwischen seinem eigenen Theater und den
vielen TV-Aufzeichnungen.
Haben Sie auch Künstler, die exklusiv in oder über ihre
Agentur zu buchen sind?
Seit 14 Jahren machen wir jeden Termin und jedes Konzert
mit Fredl Fesl. Durch sein liebenswertes Wesen und seine unkomplizierte
Art hat sich aus dieser Tätigkeit auch eine private Freundschaft
entwickelt. Ebenso betätigen wir uns für Gordy von »Mary & Gordy«,
The Kelly Family, die Don-Kosaken und einige Solisten und Kapellen. Für
die TV-Serie »Gaudimax« mit Gerd Rubenbauer haben wir auch die
Tournee-Rechte. Im Merchandising-Geschäft sind wir mit dem »Fernseh-Wastl« aus dem
Musikantenstadl, der von uns vermarktet wird.
Dieses Geschäft ist doch sehr
streßig, mit vielen Reisen
verbunden und viel Hektik bei den jeweiligen Veranstaltungen. Wie lange
wollen Sie das noch machen?
Das viele
»Schnellfahren« macht sich regelmäßig auf
meinem Flensburger Punktekonto bemerkbar - und natürlich auch etwas an
den Nerven. Ich denke schon an einen Nachfolger, der leider nicht aus der
eigenen Familie kommt, aber von mir noch gut eingearbeitet wird. Nebenbei
baue ich noch bundesweit selbständige Partnerbüros auf, die mittels
Franchise-System von meiner großen Erfahrung profitieren können.
Wie wird für einen so vielbeschäftigten Manager der Ruhestand
aussehen? Wird es da nicht langweilig?
Auf keinen Fall. Ich werde mich weiterhin um den
Nachwuchs kümmern, einige Gruppen produzieren, für verschiedene
Fachzeitschriften schreiben und, wenn möglich, im sonnigen Süden
überwintern.
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