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KARL UND FLORIAN SCHMITT

Betreiber des "Twins Fitness"
Edition: Burghausen 2004/2005

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

„Wir möchten, daß unsere Mitglieder fit und gesund bleiben - und das ihr ganzes Leben lang.

Das zunehmende Gesundheitsbewußtsein und der Wunsch nach Entspannung vom Alltagsstreß sorgt für Hochbetrieb in den mehr als 6.500 deutschen Sportstudios. Selbst inmitten der Konjunkturflaute stabilisierten die Besitzer ihre Umsätze 2003 bei 3,2 Milliarden Euro - davon können andere Branchen nur träumen. Vor allem immer mehr ältere Menschen strömen in die Fitneßanlagen, denn hier gibt es alles, was fit und Spaß macht, Ernährungstips noch obendrauf. Verleger Ralf Hansen unterhielt sich über das Thema Fitneß mit Karl Schmitt, der zusammen mit seinem Zwillingsbruder Florian das „Twins Fitness“ in Burghausen betreibt.

 

 

Herr Schmitt, haben Sie heute schon selbst etwas für die Fitneß getan?

Ja natürlich, ich bin heute früh mit meinem Hund eine dreiviertel Stunde im Wald gelaufen.

Zu Jahresbeginn 2004 haben Sie Ihr Studio wieder selbst übernommen. Was war der Grund für diese Maßnahme?

Burghausen ist für uns ein attraktiver Standort, und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. Mit den Menschen hier macht es einfach Spaß zu arbeiten - man fühlt sich rund um wohl in dieser Stadt, in der weit mehr geboten wird, als in vergleichbaren Städten. Burghausen ist weltoffen, modern und durch den Fußball oder das Tennis gerade im sportlichen Bereich mittlerweile deutschlandweit bekannt.

Von Ihrem ehemaligen Partner haben Sie sich getrennt.

Wir waren in geschäftlicher Hinsicht einfach unterschiedlicher Auffassung. Für uns ist es in erster Linie wichtig, die Menschen die zu uns kommen und uns vertrauen, ein Leben lang fit und gesund zu machen. An reinen Zahlen sind wir nicht interessiert - unter diesem Aspekt haben wir seinerzeit unser Geld hier investiert. Unsere ehemaligen Partner waren dagegen nur auf den schnellen Profit aus, was wir nicht unterstützen wollten. Deshalb haben wir damals unsere Anteile an diesem Unternehmen verkauft.

Bitte eine Kurzbeschreibung des Studios.

Unsere Mitglieder trainieren hier auf rund 1300 Quadratmeter Fläche. Wir präsentieren hier neben den verschiedensten Trainingsgeräten einen eigenen Ausdauerbereich für unsere Spinning-Kurse, einen Aero-bic-Raum, einen großzügigen Saunabereich, den Empfangsbereich mit Bar sowie eine Kinderbetreuung von neun bis zwölf am Vormittag. Eine kleine Attraktion sind unsere Laufbänder, von denen man das Geschehen draußen auf der Straße mitverfolgen kann.

Aus welchen Faktoren setzt sich das Konzept Ihres Studios zusammen und was steckt dahinter?

Unser „Twins Fitness“-Konzept stützt sich auf sieben Säulen der Fitneß. Sobald man dieses Trainingskonzept zielgerichtet aufnimmt und durchführt, erlangt der Körper und der Geist eine dauerhafte und gesteigerte Leistungsfähigkeit. Man gewinnt an Stärke, die motiviert, gesetzte Trainingsziele zu erreichen. Die einzelnen Säulen bestehen aus Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Schnelligkeit, Ernährung und Geist. Ausdauer ist am besten mit dem Begriff „Ermüdungswiderstandsfähigkeit“ zu erläutern. Als erstes wird das genaue Trainingsziel ermittelt, wobei die momentane körperliche Verfassung berücksichtigt werden muß. Verletzungen und gesundheitliche Einschränkungen spielen dabei natürlich auch eine Rolle. Beweglichkeit bezeichnet die Fähigkeit, in Gelenken Bewegungen bis zu bestimmten natürlichen, funktionellen Grenzen ausführen zu können. Kraft nimmt einen wichtigen Stellenwert im Bereich der gesamten motorischen Fähigkeiten ein. Im sportmotorischen Sinne wird sie definiert als die Fähigkeit der Muskulatur, sich gegen einen Widerstand zu kontrahieren, ohne daß sich Ansatz und Ursprung des Muskels annähern. Koordination ist das Zusammenwirken von zentralem Nervensystem und Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufes, Schnelligkeit die Fähigkeit, auf einen Reiz beziehungsweise ein Signal in kürzester Zeit zu reagieren und Bewegungen bei unterschiedlichen Widerständen mit höchster Geschwindigkeit auszuführen. Schnelligkeit ermöglicht, Muskelaktionen unter den gegebenen Bedingungen in minimalem Zeitabschnitt zu vollziehen. Eine ausgewogene und gesundheitsorientierte Ernährung ist von großer Wichtigkeit, denn „Du bist, was Du ißt“. 

Fehlt noch der Geist.

Der Geist spielt beim Fitneßtraining die zentrale Rolle, denn nur wer mit Bewußtsein trainiert, erreicht sein Ziel. Die sieben genannten Säulen der Fitneß sind allesamt Eigenschaften, die wir von Geburt an nutzen können, um Körper und Geist in gesunder Balance zu halten.

Aber nicht jeder Mensch nützt seine eigenen, angeborenen Ressourcen.

Das ist richtig. Obwohl wir dieses Gesundheitswissen in uns tragen, wird das Bewußtsein darüber durch den automatisierten und technikorientierten Alltag von heute weitgehend verdrängt oder eingeschränkt. Werden die sieben Grundfähigkeiten zu wenig beziehungsweise nur einseitig genutzt, geht uns das einst so gute Körpergefühl schnell verloren. Positive Körpersignale stellen sich immer seltener ein und es wird immer schwieriger, sich körperlich und mental wirklich wohl zu fühlen. Werden Ungleichgewicht beziehungsweise Dysbalancen in unserem Organismus längerfristig toleriert oder ignoriert, kann es zu Krankheiten und körperlichen Defiziten kommen.

Trainingsziel und Motivation sind aber bei jedem Menschen verschieden.

Darum achten wir besonders darauf, daß jeder sein auf sich ganz persönlich abgestimmtes, individuelles Trainingsprogramm erhält. Dieses erarbeiten wir in einem persönlichen Beratungsgespräch und mittels Fitneß-Test. Bereitschaft zu regelmäßigem Training, Geduld und Selbstdisziplin sowie eine korrekte Übungsausführung unter Anleitung eines Trainers sind übrigens von Beginn an unerläßlich, wenn man den gewünschten Erfolg erzielen will. 

Was wird in anderen Studios häufig falsch gemacht?

Oftmals wird an der Fitneßidee vorbeigearbeitet, weil einfach die dazu notwendigen Grundkenntnisse fehlen. Es ist ja relativ einfach, ein Studio aufzumachen, dazu braucht man jedenfalls keine besonderen behördlichen Qualifikationen. Für den Erfolg ist vor allem aber der persönliche Erfolg der Mitglieder verantwortlich. Nur zufriedene Studiobesucher tragen auch zum Unternehmenserfolg bei - und dazu gehört eben auch ein gewisser Sachverstand. Unser Trainingsplan funktioniert nach dem Baukastensystem. Der Grundtrainingsplan wird zehnmal absolviert und dann mit weiteren Übungen ergänzt. Danach erstellen wir einen zweiten Trainingsplan, der sich am Grundplan orientiert und darauf aufbaut. In anderen Studios wird oft der Fehler begangen, zu schnell, zu intensiv und letztendlich nicht zielgerichtet zu trainieren. Das Training für Einsteiger sollte sich immer an der momentanen körperlichen Leistungsfähigkeit orientieren und dann langsam gesteigert werden.

Wagen wir einmal einen Blick in die Zukunft: Wird sich der Fitneßbereich noch weiter positiv entwickeln oder haben wir es nur mit einem derzeitigen Trend zu tun? 

Wir stehen erst am Anfang eines Trends, denn jetzt geht es erst richtig los. Man braucht sich doch nur umzusehen, die Menschen werden immer häufiger krank und auch immer übergewichtiger, obwohl sie mehr über das Thema Fitneß wissen als früher. Dem gilt es, mittels gezieltem und regelmäßigem Training, entgegenzuwirken - die Chancen dazu sind jedenfalls vorhanden. Derzeit haben wir rund 80 Millionen Einwohner in Deutschland, mittlerweile gehen im Schnitt rund fünf Prozent in ein Fitneßstudio. Rechnet man diejenigen hinzu, die regelmäßig laufen oder sich auch sportlich anders betätigen, kommt man schon auf 30 bis 40 Prozent, die etwas für sich und ihre Gesundheit tun. Trotz aller Trendmeldungen und Gesundheitsaufklärungsmaßnahmen ist aber noch ein großes Potential an Menschen vorhanden, die rein gar nichts tun, letztendlich aber um ein regelmäßiges Training nicht herumkommen werden. Diese Gruppe wird irgendwann selbst darauf kommen, wie wichtig Fitneß für das allgemeine Wohlbefinden ist.

Als Mitbewerber etablierten sich in den letzten Jahren auch immer häufiger sogenannte Reha-Studios, die bewegungssuchenden Patienten den Besuch eines bestens ausgerüsteten Fitneß-Studios auf Krankenschein ermöglichten.

Reha-Studios sind wichtig für all diejenigen, die von gesundheitlichen Einschränkungen geplagt sind oder nicht über die volle körperliche Verfassung verfügen, um in ein Fitneßstudio zu gehen. Reha-Studios sind aber nicht dazu da, daß Krankenkassen die Prävention übernehmen, die Menschen müssen schon von sich aus investieren und von sich aus motiviert sein, um einen Fitneßlebensstil anzunehmen. 

Kompetente Mitarbeiter sind bei der Umsetzung Ihres Konzepts sicherlich wichtig.

Ja, sogar sehr wichtig, denn wir stehen und fallen praktisch mit unseren Mitarbeitern. Wir betreiben ja insgesamt zwei Studios, da kann man nicht immer in beiden vor Ort sein. „Twins Fitness“ verfügt aber über ein sehr gut ausgebildetes und kompetentes Team, insgesamt beschäftigen wir vier Auszubildende, die den Beruf des „Sport und Fitneßkaufmanns“ erlernen sowie vier Studenten, die über drei Jahre hinweg Diplom-Fitneßökonomie studieren. Für Nachwuchs an hochqualifizierten Mitarbeitern haben wir also bestens gesorgt.

Wirtschaftlich gesehen, sind die Zeiten eher mager. Aber für ihre Fitneß geben die Menschen heute mehr Geld aus als früher. Ist das richtig?

Ja und Nein. Noch sind wir in Deutschland nicht so weit, daß die Mehrzahl der Bürger bereit ist, selbst Geld in ihre Gesundheit zu investieren. Zu oft wird die Gesundheitsvorsorge noch auf die Krankenkassen abgewälzt, aber die ersten Anzeichen einer Besserung dieses Zustands sind schon deutlich erkennbar.

Ist die Mitgliedschaft in einem exklusiven Club auch ein Zeichen für sozialen Status und Prestige?

Mittlerweile nicht mehr, in soweit hat sich die Fitneßbranche bereits etabliert. In größeren Städten gibt es sicherlich auch noch ein paar wenige elitäre Clubs, in die nicht jeder hinein kann. Schon deshalb nicht, weil sich dort die Monatsbeiträge ab 200 Euro aufwärts bewegen.

Braucht der Fitneßsport Idole und Vorbilder?

Jede Sportart definiert sich irgendwie über Vorbilder und Idole, das ist in unserer Branche nicht anders. Die Olympischen Spiele in diesem Sommer waren ganz sicherlich wieder ein Beweis für die These.

In den letzten Jahren gab es einen rapiden Zuwachs an bewegungsarmen Schreibtischjobs. Begründet das ebenfalls Mitgliederzuwachs?

In gewisser Weise schon. Durch permanentes Sitzen wird die Muskulatur schließlich immer häufiger vernachlässigt. Wir haben dazu ein eigenes Trainingsprogramm entwickelt, mit dem wir sehr erfolgreich sind.

Wir sprechen bisher nur von Erwachsenen. Aber während sich Erwachsene immer mehr um Fitneß und Gesundheit kümmern, werden Kinder körperlich immer inaktiver. Früher wurde Fußball gespielt, heute Gameboy. 

Das ist wirklich ein sehr großes Problem. Obwohl in den Medien heute mehr denn je über richtige Ernährung und ausreichende Bewegung berichtet wird, nimmt die Zahl der Übergewichtigen zu, vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen. Der Schulsport hat zwar eine gewisse Funktion, aber letztendlich reichen die dort angebotenen Maßnahmen nicht aus. Ich erkenne hier jedenfalls ganz klar einen Aufhol- und Handlungsbedarf, um unsere Heranwachsenden an einen gesunden Lebensstil heranführen zu können.

Viele gehen auch gerne in ein Fitneßstudio, um andere Menschen kennenzulernen.

Ein Fitneßstudio ist dazu sicherlich ein guter Ort.

Sind Sie zufrieden mit der Auslastung Ihres Studios?

Grundsätzlich können wir uns nicht beklagen. In den ersten sechs Monaten, in denen wir wieder hier sind, haben wir einen sehr guten Zuspruch erhalten und die Mitgliederzahl erhöhen können. Unser Traumziel liegt bei etwa 1.000 Mitgliedern, das läßt die Größe unseres Studios jedenfalls sehr gut zu.

Ein Gast, den Sie hier sicherlich gerne mal sehen möchten, ist Bürgermeister Hans Steindl. Haben Sie schon Kontakt aufgenommen?

Der „Sportsmann“ Hans Steindl hat mir in einem Gespräch erzählt, daß er bereits regelmäßig gymnastische Übungen macht, was man ihm auch ansieht.

Sie betreiben mit Ihrem Bruder noch ein zweites Studio in Glonn, wie teilen Sie sich da ein?

Mein Zwillingsbruder Florian kümmert sich um das Personal und das interne Marketing, ich selbst um die Struktur der Studios und die Finanzierungsangelegenheiten.

Wie stehen Sie denn zur Schönheitschirurgie?

Ich bin natürlich gegen sinnlose Schönheitschirurgie. Wer regelmäßig etwas für seine Figur macht und auf eine gesunde Ernährung achtet, der könnte sich Fettabsaugungen und ähnliche Dinge ersparen. Wenn aber jemand mit seiner Nase nicht zufrieden ist, oder durch einen Unfall irgendwelche sichtbaren Verletzungen erlitten hat, für den ist Schönheitschirurgie sicherlich das Richtige.

Welche Fitneßprogramme bieten Sie hier an?

Neben unserem Sieben-Säulen-Grundlagenprogramm bieten wir beispielsweise noch Latino-Aerobic, Body-Pump als Grundmuskeltraining sowie sinnvolle Bewegung mittels Spinning. Auch im Out-Door-Bereich haben wir für die Zukunft noch das eine oder andere geplant, das wir bereits in unserem Glonner Studio erfolgreich durchgeführt haben. 

Ein paar Worte zu Ihrem persönlichen Lebenslauf?

Wir sind 30 Jahre jung, haben beide eine Ausbildung als Sportkaufmann beim Sport Scheck in München absolviert und uns dann zum Zivildienst entschlossen. Nach unserem ersten Amerikabesuch im Jahre 1995 haben wir, im Alter von 21 Jahren, das erste „Twins Fitness“ eröffnet. Das Geld dazu haben wir uns selbst verdient, kaufmännisch orientiert waren wir also schon. 

Damals war es auch noch leichter, sich selbständig zu machen.

Das sehe ich auch so. Mit „Basel 2“ werden meiner Meinung nach viele mittelständische Betriebe zerstört, weil es immer schwieriger wird, an Kapital zu kommen. Und ein Fitneß-Studio ist, wie in unserem Fall, doch ein relativ kapitalintensives Projekt.

Warum haben Sie gerade in Burghausen investiert?

Burghausen ist einerseits ein attraktiver Standort mit einem sehr guten Einzugsgebiet, andererseits hat es hier noch kein Studio in dieser Größenordnung gegeben. Und das waren eigentlich die Rahmenbedingungen, die uns überzeugt haben und die auch gegeben sein müssen, um ein Studio erfolgreich, auch in wirtschaftlichem Sinne, betreiben zu können.

Wer den „Twins“ gegenübersteht sieht, daß sie Fitneß nicht nur verkaufen sondern auch selbst leben. Wie sieht es mit Ihrem persönlichen Erfolg aus?

Persönliche Erfolge haben wir schon einige erzielt. Mein Bruder Florian war 1998 bereits deutscher Fitneßmeister, ich selbst hatte damals den dritten Platz belegt. Zu einem unserer größten Erfolge gehörten der zweite und vierte Platz bei der letztjährigen Fitneß-Weltmeisterschaft in Kiew. Im Augenblick bereiten wir uns wieder auf diese Veranstaltung vor, die in diesem Jahr in Zürich stattfindet.

Herr Schmitt, besten Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

     
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