Bis vor wenigen Monaten war Klaus Satra vielen Bad
Reichenhallern nur als der ehemalige Zweiradhändler vom »Angerl«
bekannt, der vor einigen Jahren sein Geschäft verkaufte um irgendwo anders etwas Neues zu
beginnen. Er hat sich zurück gemeldet und ist jetzt der neue Burger-King.
Herr
Satra, in zwei Jahrzehnten mit zwei Betrieben zweimal Branchenführer im Raum Bad
Reichenhall/Piding zu werden erfordert nicht nur Sachverstand und Fleiß,
sondern auch vorausschauendes Denken. Erklären Sie uns doch mal die
Zukunft.
Wenn Sie die Zukunft im Fast-Food-Bereich meinen, so darf ich Ihnen sagen, daß hier in der Zukunft sicherlich gute Chancen liegen. Bezogen auf unser Restaurant denke ich, daß Burger King in Piding einfach gefehlt hat. Ich bin auch davon überzeugt, daß der Standort, den wir gewählt haben,
sicherlich auch für die nächsten Jahrzehnte sehr interessant bleiben wird.
Die Zukunft im allgemeinen, die wirtschaftliche Lage der
Region?
Die letzten fünf Jahre waren sehr schwierig. Nahezu alle Gewerbebetriebe haben
unter der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landkreises gelitten. Ich denke aber, daß die Talsole für das Berchtesgadener Land durchschritten ist und glaube, daß es in Zukunft wieder bergauf gehen wird, wenn auch sehr langsam.
Sie betreiben in Nürnberg noch einen
Zweirad-Ersatzteil-Großhandel.
Das ist richtig. Wir beliefern von dort aus Fahrradhändler und große
Kauf- hauskonzerne in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich mit
Fahrrader- satzteilen aller Art.
Was überzeugte Sie denn, auch noch in die
Gastronomie einzusteigen?
Einer meiner Freunde, zugleich auch Kunde meines Unternehmens in
Nürn- berg,
hatte ein zweites Standbein neben seiner Tätigkeit im Zweiradhandel geplant und seine Wahl fiel auf ein Burger- King-Restaurant, allerdings im Norden der
Republik. Während seiner Planungsphase haben wir uns immer wieder über das Unternehmen Fast-Food unterhalten und nachdem mir bekannt wurde, daß Burger King auch im Süden der Bundesrepublik weitere
Restaurants eröffnen möchte, entwickelte sich auch für mich der Wunsch, bei dieser Expansion dabei zu sein und ein eigenes Burger-Restaurant
aufzumachen. Ich habe mich dann nach einem günstigen Standort umgesehen und aufgrund meiner
guten Verbindungen davon Kenntnis erhalten, daß hier bereits eine Baugenehmigung für ein Fast-Food Unternehmen bestand. Durch das Zusammentreffen glücklicher Umstände erhielt ich dann hier das genannte
Grundstück.
Wie lange hat die Umsetzung der Idee gedauert?
Etwa ein halbes Jahr, also relativ schnell. Aufgrund der bestehenden
Bauge- nehmigung für ein Fast-Food-Restaurant ist das ganze auch sehr zügig durch alle Behördeninstanzen
gegangen.
Es sollte anfangs also ein anderes amerikanisches Fast-Food-Unternehmen hier
untergebracht werden.
Richtig. Ein anderer Bewerber aus dem Fast-Food-Bereich sollte hier ursprünglich
Einzug halten, beschäftigte sich mit dem Gedanken schon einige Jahre.
Besteht ihrerseits auch Absicht, weiter zu
expandieren?
Ja, der Gedanke der Expansion war von Anfang an mit eingeplant. Wie schnell und wo wir ein weiteres Restaurant eröffnen werden, das wird die Zeit schon mit sich
bringen.
Gehört Ihr Herz nun Burger King in Piding oder Ihrem Nürnberger
Zweiradersatzteil-Unternehmen?
Nach zwanzigjähriger Zugehörigkeit zur Branche gehört mein Herz einfach noch zum Zweiradhandel, ist doch auch sicherlich gut verständlich.
Planen Sie, den Nürnberger Betrieb irgendwann einmal zu veräußern?
Im Gegenteil, wir werden das Unternehmen hierher nach Piding verlegen, damit ich alles besser überschauen kann und sofort zur Stelle bin, wenn es gilt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Der Standort Piding mit seinem
Autobahnan- schluß ist wie geschaffen dafür.
Wann eröffneten Sie Ihr Burger-Restaurant und was empfanden Sie dabei, als Sie die erste Tagesabrechnung
vorgenom- men
haben?
Eröffnet haben wir am 7. Juni diesen Jahres und die Abrechnung der ersten
Tageseinnahmen war ein sehr beruhigendes Gefühl nach der doch sehr
anstrengen- den Bau- und Planungsphase. Verständlich oder? Irgendwann muß ja auch mal wieder Geld in die Kasse
kommen.
Können Sie uns kurz Ihren persönlichen Werde-
gang
schildern?
Ich bin in Bad Reichenhall geboren, hier zur Schule gegangen und hier auch meine
Ausbildung zum KFZ-Mechaniker absolviert. KFZ-Mechaniker deshalb, weil es für den von mir gewählten Beruf des
Zweiradmechanikers damals gar keine Ausbildung gab. Nach der Lehre kam ich als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr, wo ich mich
bereits während meiner Freizeit in die Fußstapfen meines Großvaters begab, der hier sechzig Jahre lang ein
Zweiradfachgeschäft betrieb. Ich habe mich also schon während meiner Wehrdienstzeit mit einem kleinen Zweiradhandel in Reichenhall selbständig gemacht. Unter der Adresse »Am
Angerl«
entwickelte sich im Laufe der Zeit das kleine Unternehmen zum Branchenführer der Region. Nach dreizehn Jahren habe ich mich dann, nachdem ich inzwischen den
Fahrradmechaniker-Meister gemacht und einige Lehrlinge ausgebildet habe, dazu
entschieden, den Zweiradteile-Großhandel eines Lieferanten zu übernehmen, nachdem dieser aus Altersgründen zum Verkauf
anstand.
Wann erfolgte also der erste Schritt in die
Selbständigkeit?
Mit 19 Jahren.
Sie sind verheiratet?
Ja, und ich bin auch glücklicher Vater zweier Kinder.
Was war der Grund zur Verwirklichung der Fast-Food Idee? War es der Wunsch, mal etwas völlig neues zu
probieren?
Der Gedanke hat überwogen, noch einmal komplett etwas Neues zu
beginnen, aber es war auch der Wunsch, mal in einer ganz anderen Branche
unter- nehmerisches Können unter Beweis zu
stellen.
In den letzten Monaten wurden in den Medien öfters unzufriedene Franchise-Nehmer im Fast-Food-Bereich zitiert, die mit dem Inhalt ihrer Verträge nicht mehr ganz
einverstanden sind.
Ich habe auch davon Kenntnis erhalten, allerdings handelt es sich dabei nicht um Burger-King-Franchise-Nehmer. Derartige
Meinungsverschiedenheiten sind mir aus unserem Unternehmen nicht bekannt. Und auch von anderen Kollegen bei Burger King sind mir keine größeren Schwierigkeiten
bekannt.
Kann man es bei Burger King zum Millionär bringen?
Ich glaube schon, aber sicherlich nicht mit dem ersten
Restaurant.
Sind Sie es nicht schon?
Nein.
Was tun Sie mit Ihrem verdienten Geld, um Spaß zu
haben?
Momentan ist einfach zu wenig Zeit, um viel Spaß zu haben. Außerdem investiere ich ständig. Aber ich denke, auch das wird sich bald mal ändern.
Stört es Sie, wenn man Klaus Satra als Gastwirt bezeichnet? Oder möchten Sie lieber Geschäftsmann oder Gastronom
genannt werden?
Ich denke, aufgrund meiner zweigleisigen Unternehmertätigkeit, ist
Geschäftsmann wohl die richtigere Bezeichnung.
Gab es Niederlagen?
In jedem geschäftlichen Bereich gibt es Höhen und Tiefen. Das ist ganz normal und
davon bleibt keiner verschont.
Wer steckt eigentlich hinter Burger King?
Burger King ist die Idee zweier Amerikaner. Die Hauptverwaltung befindet sich in Miami, in London befindet sich die Zentrale für Europa und in München die für
Deutschland.
Wieviele Burger-King-Franchise-Nehmer gibt es
mittlerweile in Deutschland?
Es gibt derzeit circa 70 Franchise-Nehmer mit rund 120
Restaurants.
Fühlen Sie sich gegenüber Ihrem großen,
allgegenwärtigen Fastfood-Mitbewerber nicht oft als der ewige Zweite?
Nein, ich glaube, daß Burger King seinen Weg nach vorne gefunden hat. Noch in diesem Jahr werden weitere 100 Restaurants eröffnet. Zusammen mit den 120 Franchise-Nehmern und den 80 Company-Stores werden dann in etwa 300
Restaurants am Standort Deutschland vertreten sein.
Fast-Food-Unternehmen haben in der Regel sehr regen Anteil am sozialen,
caritativen und kulturellen Leben einer Stadt. Was läßt sich Burger King
einfallen?
Burger King hat seit der Eröffnung auch schon einiges für die Gemeinde Piding getan. Wir sind bemüht, alle Einrichtungen des Ortes so gut als möglich zu unterstützen. Dazu gehören
Kindergärten, Behindertenschulen und Sporteinrich- tungen. Wir sind ja erst einige Monate hier und tasten jetzt erst einmal ab,
welche Dinge es zu tun gibt.
Stehen Sie selbst auch schon einmal in der Küche Ihres
Restaurants?
Ja natürlich.
Täglich Fast-Food muß ja auch nicht sein. Haben Sie ein
Stamm-Restaurant, in das Sie gerne gehen?
Es gibt sehr viele gute Restaurants in dieser Region, aber wenn Sie mich so direkt fragen, dann fällt mir zunächst das
»Neu-Meran« ein. Aber ich habe nicht unbedingt ein festes Stammrestaurant, ich wechsle schon mal gerne.
Die Kritik an Fastfood-Restaurants wurde in den
Jahren immer leiser. Heißt das auch, daß etwas verändert wurde? Zum Beispiel der Vorwurf, alle Mitarbeiter würden nur auf 630-DM-Basis
an- gestellt.
Ich glaube, daß dieses alte Vorurteil mittlerweile nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Wir haben hier nur einen Anteil von zwanzig Prozent
bezogen auf die 630-DM-Jobs. Insgesamt beschäftigen wir hier siebzig Mitarbeiter, dazu
kommen noch ein Restaurant-Manager und drei Assistent-Manager. Und es versteht sich bei uns von selbst, daß die Verpflichtung der Vollzeitmitarbeiter gegenüber größer ist, als die für die
Mitarbeiter auf der 630-Mark-Basis.
Widersprechen Ihnen Ihre Mitarbeiter auch, wenn es sein
muß?
Es ist sogar deren Aufgabe, maßgeblich am Gestalten dieses Restaurants
mitzuarbeiten, auch in Form von Kritik. Allerdings, wenn ich der Meinung bin, daß meine Ideen die richtigen sind, dann werden diese auch so durchgeführt.
Das halte ich auch so, schon alleine deshalb, weil man ja letztendlich für den Erfolg oder Mißerfolg einer Aktion
Verantwortung übernehmen muß. Hätten Sie auch einen anderen Standort gewählt,
beispielsweise Bad Reichenhall?
Für das erste Restaurant nicht und Bad Reichenhall schon gar nicht.
Jeder- mann weiß doch, welches Publikum in Bad
Reichenhall verkehrt, welche Über- nachtungsgäste hier anzutreffen sind. Es sind doch fast
ausnahmslos ältere Men- schen, die Reichenhall aufsuchen. Mit unserem Restaurant sprechen wir aber mehr die jüngere und die junggebliebene Generation an; und hier in Piding stehen wir außerdem am Tor zu Bad
Reichenhall und all den anderen Orten des Landkreises. Der Autobahnanschluß gar nicht
mitgerechnet.
Zu dieser Einstellung kann ich Ihnen nur
beipflichten. So lange Bad Reichenhall kein anderes Angebot an
Freizeitmöglichkeiten aufzuweisen hat, werden auch keine jüngeren Leute oder Familien mit
Kindern hier Urlaub machen. Wir hatten auch die Absicht, eine halbe Million Mark in eine neue Freizeitanlage zu investieren. Die Stadt Bad Reichenhall
verfügt aber leider über kein geeignetes Grundstück. Die Leiterin des Bauamtes der Stadt Bad Reichenhall hat uns außerdem
telefonisch wissen lassen, daß im Moment auch kein
Bedarf an derartigen Dingen besteht, was der neue Kurdirektor widerum sehr bedauert hat. Da kommt auch gleich der
Gedanke auf, daß Bad Reichenhall wenig Interesse an
Gewerbesteuereinnahmen hat. Angesichts der vielen leeren Geschäfte eigentlich keine gute
Grundeinstellung.
Das mag sein.
Kommen wir zurück zu Ihnen, was haben Sie von Ihren Eltern
gelernt?
Fleißiges Arbeiten führt auch irgendwann einmal zum Erfolg.
Wie reagieren die auf Ihren Erfolg?
Ich denke, daß sie mit mir zufrieden sind.
Gefallen Ihnen selbstbewußte Menschen?
Ja.
Wie sieht Ihr Verhältnis zu Feminismus aus?
Kein Problem damit.
Welche Beziehung haben Sie zu Ihrem Alter?
Noch keine.
Sind Sie moralisch?
Ja.
Hat Klaus Satra Schwächen?
Aber selbstverständlich. Ich habe nicht immer genug Nerven, im entscheidenden
Moment die Ruhe zu bewahren.
Was amüsiert Sie?
Musicals mag ich sehr gerne.
Gibt es ein berufliches Traumziel, das Sie noch
verwirklichen wollen?
Wie gesagt, ich möchte meine Nürnberger Firma hierher verlegen.
Rundum glücklich?
Sagen wir mal so: Ich bin zufrieden.
Einmal auswandern?
Nein, bestimmt nicht.
Wer ist denn der typische Fast-Food-Kunde?
Eigentlich jeder. Ich glaube nicht, daß man die Kundschaft typisieren kann. Zu uns kommen alle. Und jeder Fast-food-Laden lebt von denen, die sagen, sie gehen nicht
dorthin.
Es wächst jetzt eine Generation von Kids heran, die mit Fastfood groß wird.
Glauben Sie, daß diese auch in Zukunft einen dreistelligen Betrag für ein gutes Menü »abdrücken«
werden?
Eine Verdrängung der normalen Gastronomie wird es sicherlich nicht geben. Fastfood wird nur ein Ersatz für die schnelle Mahlzeit werden, darum ja auch der Name »Fastfood«. Auch ich bevorzuge ja oft den Besuch eines guten
Restaurants, um dort gut zu speisen. Candle-Night-Dinner bei Burger King ist wohl etwas zuviel des Guten, oder? Aber wer weiß, auf was die Leute sonst noch so
kommen.
Essen wir in fünfzig Jahren noch genauso wie
heute?
Ich denke schon, daß ein Wandel vonstatten gehen wird, das Angebot an leichteren, gut verträglichen und kalorienärmeren Speisen wird zunehmen. Wir haben ja bereits mit unserem Angebot an Hühnerfleischprodukten sehr gute
Erfahrungen in dieser Richtung
gemacht.
Muß ein Wirt über Showtalent verfügen?
Ich glaube, jeder Geschäftsmann muß über ein gewisses Maß an Showtalent
verfügen.
Sind Sie eigentlich süchtig nach Erfolg?
Süchtig nicht gerade, aber erfolgsstrebend veranlagt bin ich
schon.
Was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Eine erfolgreiche Familienplanung, die mir ja mit meiner Frau und zwei
Kindern gut
gelungen ist, war mir schon wichtig. Es ist ja nicht jedem gegeben, ein ge-
sundes Kind zu bekommen. Mir ist das
Gott sei Dank gewährt worden, worüber ich sehr glücklich bin.
Was fasziniert Sie an Burger King?
Die von der Company sehr gut geführte Strategie in den Bereichen
Fast- food,
Expansion und Zukunftsplanung.
Können Sie guten Gewissens einem jungen
Menschen raten, eine Ausbildung in der Gastronomie zu
beginnen?
Warum nicht?
Und später sich dann auch bei Burger King zu
bewerben, um einen eigenen Store
aufzumachen.
Richtig.
Wodurch unterscheidet sich Ihr Angebot von dem Ihrer
Mitbewerber?
Wir bereiten fast jedes Produkt erst nach der Bestellung frisch zu, unsere Ware liegt also nicht minutenlang in den
Schuten.
Na prima. Zum Schluß beginnen wir noch einige Sätze die Sie bitte zu Ende führen: Burger King ist für mich ...
...Zukunft.
Wenn ich nicht in Deutschland wohnen
müßte, dann würde
ich...
...bestimmt in Österreich wohnen.
Burger King dreimal täglich - und keine Krankheit quält
Dich...
...schön wär’s.
Eigentlich hätte ich aufgrund meiner beruflichen Qualifikation eine noch
verantwortungsvollere Arbeit übernehmen müßen...
Nein, stimmt nicht.
Ein Leben ohne Arbeit ist...
...wie die Suppe ohne Salz.
Meine Mitarbeiter überzeuge ich...
... durch Leistung und Qualifikation.
Freizeit habe ich...
...leider zu wenig.
Ich würde gerne mal...
...wirklich etwas mehr Zeit für mich selbst haben.
In zehn Jahren sitze ich hoffentlich nicht mehr
hier.
»Nicht mehr so viel« klingt besser.
Der wichtigste Rat meines Vaters war...
...»Mach Dich selbständig.«
Wenn ich heute könnte, würde ich...
...alles noch einmal so machen.
Ich sehe mich als Vorbild für...
...niemanden.
Geld bedeutet mir...
...schon viel, aber nicht alles.
Herr Satra, vielen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg.
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