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STEFAN NOWACK

Geschäftsführer der Krankenhaus Traunstein-Trostberg GmbH
Edition: Traunstein 2005

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Ein Krankenhausaufenthalt ist in den meisten Fällen mit persönlicher Sorge, Unsicherheit, manchmal auch Angst verbunden. Ärzte und Pflegekräfte, die technischen Dienste, Küche und Wirtschaftsdienste sowie alle sonstigen Mitarbeiter des Klinikums Traunstein sind deshalb bestrebt, durch ihr Handeln eine hohe Qualität der angebotenen Dienstleistungen zum Wohle des Patienten zu erzielen. Für den reibungslosen Ablauf und das Zusammenspiel aller Geschehnisse im Klinikum zeichnet Stefan Nowack verantwortlich. Verleger Ralf Hansen besuchte den Geschäftsführer der Kreiskliniken Traunstein-Trostberg GmbH und führte mit ihm ein Gespräch.

 

Herr Nowack, seit nunmehr 13 Jahren zeichnen Sie für die Geschäftsführung des Klinikums Traunstein verantwortlich. Welche Tätigkeiten umfaßt Ihr Aufgabengebiet? 

Meine Hauptaufgabe besteht darin, Mittler zu sein zwischen der Ökonomie eines Krankenhauses und der Medizin sowie der Pflege.

Wo sehen Sie die besondere Stärke des Klinikums? 

Die Stärke des Klinikums Traunstein ist in einem sehr breiten, umfassenden Leistungsangebot begründet sowie in dem sehr hohen medizinischen Niveau. Besonders möchte ich die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Sinne einer ganzheitlichen Patientenversorgung bei sehr hohem medizinisch-technischem Standard hervorheben. Wir sind damit Schwerpunktkrankenhaus für die gesamte Region östlich des Chiemsees.

Das deutsche Gesundheitswesen kränkelt. Welche Probleme beschäftigen Sie derzeit am meisten? 

Was uns derzeit bewegt, ist eine sich ständig ändernde Gesetzeslage und die für die Krankenhäuser damit verbundene, völlig fehlende Planungssicherheit. Was uns darüber hinaus bewegt, ist das Einnahmeproblem der gesetzlichen Krankenversicherungen, verbunden mit deren erhöhten Ausgaben. Für die Krankenhäuser als Leistungsanbieter stellt sich dieses Problem aber genauso dar: Auch unsere Kosten steigen, der medizinische Fortschritt nimmt zu, gleichzeitig sollen aber die Kosten konstant bleiben, möglichst sogar sinken. Das kann so nicht funktionieren. Hinzu kommt das neue Abrechnungssystem Diagnose Related Groups, kurz DRG genannt, das 2004 erstmalig angewandt wurde und bei dem jeder Patient mit einer Fallpauschale abgerechnet wird. Dieses System, vom Grundsatz her übrigens sinnvoll, bedeutet für uns einen extrem hohen bürokratischen Aufwand. Es gilt als noch nicht ausgereift und bedeutet deshalb für die Ärzte erheblichen, zusätzlichen Verwaltungsaufwand, wobei sie wohl lieber am Bett der Patienten sein möchten.

Die Gesundheitsreform hat neue Spielräume auf dem Krankenhausmarkt eröffnet. Wo sehen Sie die deutlichsten Veränderungen?

Erste Veränderung sehe ich durch die Einführung der Fallpauschalen, durch die Krankenhäuser zukünftig vergleichbar werden. Das wird dazu führen, daß viele in den nächsten Jahren schließen müssen. Ich hoffe für uns, daß wir zu den Gewinnern des Systems gehören und weiter wachsen können. Darüber hinaus wollen wir eine Verzahnung mit ambulanten und nachgelagerten Bereichen und Klinikum anbieten. Diese Verzahnung ist vom Gesetzgeber gewünscht und wird von uns auch gefördert.

Ihre Aufgabe ist es, die Kliniken wirtschaftlich zu führen. Mit welchen Problemen werden Sie speziell konfrontiert? 

Das Klinikum Traunstein ist insgesamt sehr gut, hat aber auch ein paar individuelle Schwächen. Individuelle Schwäche heißt, daß unsere bauliche Situation noch nicht vollständig optimiert ist. Wir sind zwar in Teilbereichen sehr modern ausgestattet, aber es müßten noch einige Sanierungsabschnitte folgen. Im März 2005 wird ein weiterer Bauabschnitt begonnen, der uns zukünftig eine große Entlastung und deutliche Verbesserungen bringen wird. Neben den baulichen Problemen gilt unser besonderes Augenmerk den Kosten. Wir versuchen hier die Gratwanderung zwischen einer optimalen Patientenversorgung und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten vernünftig zu gehen. Gemeinsam mit allen Beteiligten ist es uns aber in den letzten Jahren gelungen, die Sachkosten erheblich zu senken.

Patienten könnten bei dieser Antwort auf die Idee kommen, dies ginge zu Lasten der Qualität ihrer medizinischen Versorgung.

Im Gegenteil, die Qualität wird laufend gesteigert und das bei steigenden Patientenzahlen. Zudem hat sich das Klinikum dem Qualitätsmanagement verschrieben und befindet sich gegenwärtig in einem Zertifizierungsverfahren, das bis Mitte 2005 abgeschlossen sein soll. 

Ein wesentliches Element der Gesundheitsreform ist die engere Vernetzung der verschiedenen medizinischen Leistungserbringer. Die betrifft ja insbesondere Krankenhäuser. Wie sind Ihre ersten Erfahrungen auf dem Gebiet Integrierte Versorgung?

Sinn und Zweck der Integrierten Versorgung ist, daß sich verschiedene Bereiche - niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen - optimal verzahnen. Zur Zeit können wir dieses Thema aber leider noch nicht als umgesetzt betrachten, hoffen aber, daß in den nächsten Jahren mit Unterstützung der Krankenkassen entsprechende Verträge abgeschlossen werden können. Noch fehlen diese, um überhaupt die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen zu können.

Ist Ihnen Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen medizinischen Einrichtungen des Landkreises wichtig?

Die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten ist uns extrem wichtig. Aus diesem Grunde haben wir vor kurzem alle einweisenden Ärzte schriftlich befragt. Die Antworten werden derzeit ausgewertet, um entsprechende Verbesserungsmaßnahmen im Klinikum einleiten zu können. Ich glaube, daß gerade in einer langen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Klinikum die Zukunft liegt, von der die Patienten einen hohen Nutzen haben werden.

Wie beurteilen Sie die durch die Gesundheitsreform ermöglichte Öffnung der Krankenhäuser für bestimmte ambulante Versorgungsleistungen? 

Ambulante Versorgungsformen bieten wir bereits jetzt an, werden sie aber in Zukunft noch verstärken. Die ambulante Versorgung ist für uns ja auch nichts Neues, schließlich bieten wir schon seit vielen Jahren rund um die Uhr eine Notfallversorgung an.

Sehen die niedergelassenen Ärzte das Klinikum als Mitbewerber im gesundheitstechnischen Bereich? 

Einige niedergelassene Ärzte sehen uns sicherlich als Konkurrenz. Andererseits bin ich aber überzeugt, daß uns die meisten als kompetenten und kooperativen Partner sehen. 

Welche Belegärzte sind im Klinikum Traunstein tätig?

Belegabteilungen gibt es in den Bereichen Urologie, HNO, Augenheilkunde, Orthopädie, Kardiologie und Beleg-Unfallchirurgie. Ganz neu in unserem Klinikum und derzeit einmalig in Deutschland ist die Kinderchirurgische Belegabteilung, die hier im Haus ihre eigene Praxis hat.

Ihre Aufgabe besteht auch darin, neue Ressourcen zu finden. Darf man in diesem Zusammenhang überhaupt von „neuen Geschäftsideen“ sprechen, oder ist dieser Begriff noch immer tabu?

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, daß die Umsetzung dieses Begriffes eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre werden muß, wenn wir als Klinikum erfolgreich bleiben wollen. 

Könnten Sie sich vorstellen, daß eine dieser Ressourcen vielleicht auch auf die Gesundheit ausgerichtete Geschäfte sind, die im Krankenhaus eröffnet werden?

So was kann ich mir natürlich grundsätzlich vorstellen, wobei es besser wäre, dies in Kooperation mit kompetenten Partnern zu verwirklichen. Als Einzelhandelsunternehmer sehe ich uns jedenfalls nicht. 

Die Gesundheitsreform fördert ein neues Rollenbild der Patienten - weg von der Rolle des passiv Behandelten hin zum aktiven Entscheider, der wie ein Kunde auftritt. Was bedeutet dieser Wandel für ein Krankenhaus? 

Wir gehen bereits jetzt auf diesen Wandel ein, in dem wir das Krankenhaus gezielt patientenorientiert ausrichten. Das heißt: Auch unsere medizinischen Abteilungen werden zukünftig patientenorientiert und fachübergreifend eingerichtet. Ich darf Ihnen dazu ein Beispiel geben: Bereits seit einigen Jahren haben wir eine interdisziplinäre gastroenterologische Abteilung, die von Allgemeinchirurgie und Gastroenterologie gemeinsam betrieben wird. Wir passen unsere Leistungsstruktur den Veränderungen also an. Ihre Frage zielt aber sicherlich auch darauf, ob der Patient als Mensch wahrgenommen wird. Auch hier glaube ich, ist ein Wandel im Gange und wir stellen uns diesem aktiv. Nur diejenigen, die die Patienten mit ihren Sorgen und Bedürfnissen wirklich ernst nehmen, werden zukünftig auch deren Akzeptanz bekommen.

Ich dachte aber auch daran, daß der Mensch für sich selbst mehr Verantwortung übernehmen muß.

Da ist in vielen Bereichen schon einiges getan worden, wobei die Gesundheitsreform sicherlich einen Teil dazu beigetragen hat, um die Menschen zu motivieren, gesünder zu leben. 

In einem Sanitätshaus habe ich eine Anziehhilfe in Form eines Greifarmes entdeckt zum Preis von rund 25 Euro. Knapp die Hälfte kostet einem Hobbygärtner die gleiche Technik, und die in weitaus besserer Qualität. Der Verdacht liegt nahe, daß hier eine Gesundheitsmafia auf unverschämte Art und Weise abkassiert.

Dieser Vergleich aus Laiensicht ist natürlich zunächst naheliegend. Man muß sich jedoch im Klaren darüber sein, daß alle medizinischen Waren einer extrem aufwendigen Qualitätskontrolle unterliegen und zum Teil natürlich auch die Stückzahlen deutlich geringer sind, als bei Ihrem Beispiel. Ich will jedoch nicht verhehlen, daß auch ich mir für den Sachkostenbereich unserer Kliniken günstigere Preise wünsche, als es jetzt der Fall ist. 

Wie sehen Sie die Zukunft im Gesundheitswesen, was wird sich weiterhin ändern?

Für die Zukunft im Gesundheitswesen hoffe ich, daß sich die wohnortnahe Versorgung aufrechterhalten läßt. Allerdings wird nicht mehr alles überall angeboten werden können. Die Spezialisierung wird weitergehen, so daß verschiedene Teilbereiche nur noch an bestimmten Orten angeboten werden.

Die Kliniken sind ein bedeutender Arbeitgeber für die Bürger des Landkreises. Wie viele Arbeitsplätze stellen Sie insgesamt zur Verfügung?

In der Tat sind wir landkreisweit einer der größten Arbeitgeber. Im Klinikum Traunstein beschäftigen wir zur Zeit circa 1.400 Mitarbeiter, hinzu kommen noch circa 400 Mitarbeiter in der Kreisklinik Trostberg. Die Kreiskliniken Traunstein-Trostberg GmbH ist also Arbeitgeber für rund 1.800 Menschen, wobei ich noch erwähnen möchte, daß wir in den letzten Jahren gewachsen sind. Wir haben also Arbeitsplätze geschaffen und nicht abgebaut, wie andere Häuser.

Mit welchen Fragen wenden sich die Mitarbeiter an Sie?

Mitarbeiter wenden sich mit allen Fragen an mich, aber natürlich steht bei den angefragten Themen die Zukunft unserer Kreiskliniken und somit auch die der Mitarbeiter im Vordergrund. 

Wer unterstützt Sie bei Ihrer persönlichen Arbeit? 

Eigentlich ist es umgekehrt. Ich versuche die Führungskräfte hier im Hause bestmöglich zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit gut machen können. Meine Hauptaufgabe und die des Krankenhausdirektoriums ist es, gemeinsam mit Chefärzten, Oberärzten, Stationsleitungen und anderen wichtigen Führungskräften, unser Klinikum fit für die Zukunft zu machen.

Wodurch ist der medizinische Versorgungsauftrag des Hauses besonders geprägt?

Er zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß wir über nahezu alle wichtigen Fachabteilungen verfügen - und dies auf einem äußerst hohen medizinischen Niveau. Nur in wenigen Ausnahmefällen müssen wir Patienten weiter verweisen, zum Beispiel an die Universitätskliniken in München. 

Das Brustzentrum im Klinikum Traunstein ist jetzt ein Jahr alt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Besonders positiv war zunächst, daß sowohl Krankenhausärzte als auch niedergelassene Ärzte in einen intensiven Dialog eingetreten sind und sich über die Patienten regelmäßig unterhalten - natürlich zu deren Nutzen. Darüber hinaus haben wir festgestellt, daß immer mehr Frauen entweder von alleine zu uns kommen, oder von Fachärzten geschickt werden. 

Wer ist für die Schulung Ihrer Mitarbeiter zuständig? 

Wir sind akademisches Lehrkrankenhaus der Maximilians-Universität München, führen unsere Schulungen also selbst durch. Geschult werden hier Studenten die sich für den Arztberuf entschieden haben. Wir bilden Assistenzärzte aus, die den Titel „Facharzt“ erwerben wollen und sind gleichzeitig ein sehr großer Ausbildungsbetrieb. Nicht zu vergessen ist unsere Krankenpflegeschule, in der über 75 Schüler ausgebildet werden.

Ein Wort zu Ihrem Umweltmanagementsystem? 

Seit letztem Jahr ist Traunstein umweltzertifiziert nach EMAS. Auch hier sind wir also fit. 

Ihr typischer Tagesablauf...

...ist geprägt von Gesprächen, Sitzungen und Konferenzen. Natürlich gibt es auch zahlreiche Informationsveranstaltungen und Außentermine, die wahrgenommen werden müssen.

Geben Sie mir einen kurzen Überblick auf Ihren persönlichen Lebenslauf?

Ich bin gebürtiger Koblenzer, habe in Bonn und Trier studiert, in Frankfurt gearbeitet und in Wiesbaden gelebt, bevor ich nach Traunstein kam. 

Welche berufliche Qualifikation mußten Sie erwerben? 

Ich habe Volks- und Betriebswirtschaftslehre mit besonderem Schwerpunkt „Gesundheitsökonomie“ studiert. Außerdem war ich bereits vor Beginn meiner Tätigkeit in Traunstein in einem anderen Krankenhaus beschäftigt. Darüber hinaus war ich mehrere Jahre in der Unternehmensberatung für Krankenhäuser tätig. 

Im Vorfeld dieses Interviews habe ich mich über Ihre Person erkundigt und von allen Seiten nur Lob für Ihre Voraussicht sowie für den Eifer bei der Umsetzung Ihrer Ziele erfahren. Sind Sie über diese positive Meinung überrascht? 

So eine Meinung freut mich sehr, da Entscheidungen oftmals konfliktbelastet und nicht immer leicht zu verstehen sind. Ich möchte aber schon sagen, daß der Erfolg unseres Klinikums das Ergebnis guter Zusammenarbeit ist, wobei ich vor allem unsere politischen Entscheidungsträger nennen möchte, allen voran Landrat und Aufsichtsrat. Letztere zeichnen sich insbesondere dadurch aus, daß sie sich den Herausforderungen der Kliniken stellen und Entscheidungen nicht zum parteipolitischen Spielball machen. 

Und intern gesehen? 

Der Erfolg ist natürlich nicht die Arbeit einer Person, sondern das Ergebnis guter Teamarbeit. Wir haben, das glaube ich, ein sehr gutes Team beieinander. 

Wie setzt sich die Klinikleitung zusammen? 

Aus sechs Personen: Prof. Dr. Ulrich Bürger ist Ärztlicher Direktor in Traunstein, Dr. Dr. Hans-Gernot Biedermann bekleidet diese Position in Trostberg, Hans Dandl ist der Pflegedirektor, Dipl.-Betriebswirt Sebastian Höger und Dipl.-Betriebswirt Robert Betz sind meine Stellvertreter.

Herr Nowack, ich danke Ihnen für das Gespräch.

     
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