Er
gilt als einer der erfolgreichsten Anzeigenblatt-Verleger Ober- bayerns, ist
seit 1972 Mitglied des Rosenheimer Stadtrates und genießt den Ruf, ein
überaus vielseitig interessierter Mensch zu sein. Wie Kurt Müller darauf
kam, eine Zeitung zu verlegen, welche Tätigkeit er davor ausübte und wo
sein Hauptengagement im Stadt- rat liegt, gestand er der STADTBROSCHÜRE in
diesem Interview. Lesen sie auf den folgenden Seiten, welche Ziele er noch
hat, was er für seine Gesundheit tut, was Helmut Kohl für ihn bedeutet
und wie er über Geld, Kirche, Vorbilder und die Liebe denkt. Herr
Müller, sie sind Verleger und Geschäftsführer des Wochenblattes
»Echo«. War das ihr ursprüngliches, berufliches Ziel oder wollten sie
eigentlich mal etwas ganz anderes werden?
Ich
habe früher etwas ganz anderes gemacht. Ich bin Ingenieur und war im
öffentlichen Dienst im Bereich Energie tätig. Da ich nicht länger nach
München pendeln wollte, nahm ich vor fünfzehn Jahren einen Berufswechsel
vor. Ich war damals bereits unkündbar, habe aber dennoch den Schritt in
die Selbstständigkeit gewagt.
Und
wie sind darauf gekommen eine Zeitung zu verlegen?
Das
war schon eine sehr spontane Geschichte. Eines Nachts habe ich Gerhard
Komar, den Gründer des »Echo«, getroffen. Er hatte das Blatt ins Leben
gerufen, aber es klappte leider nicht so ganz , wie er es sich vorstellte.
Noch in der gleichen Nacht, als wir über die Probleme des »Echo«
diskutierten, einigten wir uns darauf, daß ich das Blatt mit einem
Partner zusammen übernehme. Am nächsten Tag, in der Früh um Acht, waren
wir schon beim Notar.
Das
ist ja doch ein ganz beträchtlicher, beruflicher Umschwung. Wie sind sie
in die neue Materie reingekommen?
Ich
hab erst gedacht, das kann man so nebenbei machen, wie es Gerhard Komar
auch gemacht hatte, habe mich für einen Tag in der Woche vom Dienst
befreien lassen. Doch schon nach ganz kurzer Zeit habe ich gemerkt, daß
es so nicht weitergeht. Mir blieb eigentlich nur die Möglichkeit,
beruflich so weiterzu- machen wie bisher oder den Beruf ganz aufgeben, zu
kündigen und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und die Gefahr
einzugehen, entweder mit dem Wochenblatt abzustürzen oder es voll
engagiert zu übernehmen und zu dem zu machen, was es heute ist. Und das
habe ich dann auch gemacht.
Haben
sie diesbezüglich noch weitere Ziele?
Nein.
Ich habe das »Echo« zu meiner Lebensaufgabe gemacht, oder sagen wir
besser, zu einer meiner Lebensaufgaben, wenn man die Politik und das
Privatleben noch mit einbezieht. Ich engagiere mich voll für das
»Echo«, habe meinen Spaß an der Arbeit und ein gutes Team um mich
herum. Wir haben die Zeitung als zweites gedrucktes Medium in Rosenheim
etabliert. Den Platz wollen wir behalten und natürlich auch weiter
ausbauen.
Wenn
sie jetzt die freie Wahl hätten, gäbe es noch einen anderen Traumberuf?
Ja,
Schreiner.
Warum
gerade Schreiner?
Der
Umgang mit Holz fasziniert mich immer wieder. Holz ist eine warmes
Material, ein gewachsenes Material. Von schön verarbeiteten Stücken
lasse ich mich immer wieder begeistern.
Sehen
Sie eine Möglichkeit, das zu verwirklichen?
Vielleicht
einmal später, wenn ich mich im Ruhestand befinde.
Dann
kommen wir zum »Stadtrat Müller«. Seit wann sind sie Mitglied des
Rosenheimer Stadtrats?
Ich
bin seit 1972 Stadtrat. Das sind jetzt 24 Jahre und ich werde zur
nächsten Legislaturperiode nochmals kandidieren. Ich möchte auf jeden
Fall die 30 Jahre vollbringen, wenn es mir die Gesundheit und meine
Partei, die SPD, ermög- lichen.
Wie
sehen sie ihre politische Funktion?
Mein
Hauptengagement im Stadtrat ist der Bauausschuß. Ich habe da- durch 24
Jahre am Gesicht Rosenheims mitgewirkt. Sicher sind dabei auch einige
Bausünden mitzuverantworten. Ich gehe gern Objekten, die wir im
Bauausschuss genehmigt haben, nach und schaue sie mir im Teilfertigbau
oder im fertigen Zustand an. Und ich frage mich dann selbst: Wo haben wir
vielleicht Fehler gemacht, wo haben wir uns zu weit rausgelehnt oder wo
waren wir zu restriktiv. Ich lebe tat- sächlich mit diesen Entscheidungen
mit.
Sie
fühlen sich auch moralisch dafür verantwortlich?
Ja.
Durch eine Fehlentwicklung unter dem Schlagwort »das Grobe raus und das
Feine rein«, gegen die ich mich kraß zur Wehr setzte, sind im Stadtkern
keine Lebensmittelläden mehr vorhanden. Man hätte meiner Meinung nach
wenig- stens dafür Sorge tragen müssen, am Rande der Fußgängerzone
Ersatzbetriebe anzusiedeln, wo der Kunde auch Zufahrt- und
Abholmöglichkeiten hat.
Von
der Kommunalpolitik nun zur Bundespolitik. Wenn sie die Möglichkeit
hätten, bundespolitisch etwas zu verbessern, was würden sie als erstes
angehen?
Momentan
gilt es, die Wirtschaft zu stabilisieren. Außerdem muß die untere
Einkommensschicht steuerlich entlastet werden.
Und
zum Thema Asylproblematik?
Da
steh ich zu der Vereinbarung, die auch die SPD mitgetragen hat. Eine
Erleichterung würde ich nicht einräumen. Deutschland ist kein
Einwanderungs- land. Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen. Wir
sind flächenmäßig ge- sehen ein sehr kleines Land und haben unsere
eigenen Probleme zu lösen. Wer verfolgt wird, sollte auch entsprechenden
Schutz erhalten. Aber Wirtschaftsflüchtlingen kann Deutschland kein Nest
bereithalten.
Was
halten sie von Helmut Kohl?
Helmut
Kohl ist o.k. Ich sehe ihn wie einen Tanker, der beharrlich seine Spur
zieht.
Welches
Verhältnis haben sie zu Geld?
Ein
intimes Verhältnis. Ich weiß, daß Geld das Leben verschönern kann. Ich
weiß, daß man Geld sehr hart verdienen muß und daß man schnell und gut
rechnen können muß, um Geld zu vermehren und um es auch sorgfältig zu
bun- kern, wenn es mal da ist.
Hatten
sie eine glückliche Kindheit?
Ja.
Eine ganz einfache, aber glückliche Kindheit. Mein Vater war Schlosser,
meine Mutter Kellnerin. Die beiden haben sich sehr bemüht, meinen Bruder
und mich so zu versorgen, daß wir auch in der schlechten Zeit - ich bin
1943 geboren - nicht hungern und leiden mußten. Ich hatte schon eine gute
Kind- heit.
Was
bedeutet Glück für Sie?
Sehr
viel. Glück soll man festhalten.
Was
tun sie für ihre Gesundheit?
Ich
rauche nicht, trinke wenig, wandere gerne und mache nichts extrem.
Welche
Hobbys üben sie aus?
Hobbys?
Nun ja, ich fahre gerne Ski, außerdem mag ich das Bergwandern, Schwimmen
und Radeln.
Haben
Sie Humor und über was können sie lachen?
Lachen
kann ich über einen versteckten, guten Witz, und über Schlagfertigkeit.
Ich stelle allerdings fest, daß man mit zunehmendem Alter immer weniger
zum Lachen hat.
An
was liegt das Ihrer Meinung nach?
Man
wird von so vielen ernsthaften Dingen berührt, daß leider die lustigen
Dinge immer seltener werden.
Sind
sie religiös?
Ich
glaube an den Herrgott, gehe aber nicht allzu oft in die Kirche. Dem
Herrgott kann ich überall begegnen.
Wollen
Sie auf das Thema »Kreuze in deutschen Schulen eingehen, das zur Zeit
durch alle Medien gezogen wird?
Beim
diesem Thema bin ich der Meinung, daß der Staat doch ganz schön
strapaziert wird. Die Toleranz, die wir gegenüber der Minderheit pflegen
- ich selbst möchte mich da schon als sehr tolerant bezeichnen, ob
farbig, homo- sexuell oder sonst was - da sollte doch eigentlich auch die
Minderheit tolerant gegenüber der Mehrheit sein. Darum finde ich dieses
Urteil nicht gut.
Glauben
sie an Reinkarnation?
Nein.
Haben
sie noch Träume?
Ein
Haus bauen und glücklich sein.
Welche
drei Dinge würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Das
Echo, meinen Schatz und etwas zu Essen.
Interessieren
sie sich für Kunst und Kultur?
Ja.
Ich glaube, ich habe inzwischen einen guten Blick dafür entwickelt, was
mir Freude bereitet. Und es macht mir auch sehr viel Spaß, gute Sachen
anzu- schauen, jedenfalls, was die bildende Kunst betrifft.
Was
lesen sie am liebsten, außer Ihrem »Echo«?
Über
Tageszeitungen, Wochenzeitschriften oder Fachzeitschriften wie das Kapital
komme ich nur sehr schwer hinaus.
Und
wie steht es mit guten Büchern?
Daran
bin ich eher nicht so stark interessiert, abgesehen von dem einen oder
anderen heißen Roman oder Krimi, den ich mir ins Urlaubsgepäck einpacke.
Gibt
es Lieblingsfilme oder Lieblingsschauspieler?
Lieblingsschauspieler
gibt es natürlich schon: Belmondo beispielsweise, oder Sophia Loren. Die
»Lollo«, Anthony Quinn und Marcello Mastroianni sehe ich auch sehr
gerne.
Wenn
Sie es sich aussuchen dürften, welche Eigenschaften hätten sie gerne?
Ich
möchte gerne musizieren können, würde gerne ein Instrument spielen.
Welche
Musik hören sie denn so am liebsten.
Inzwischen
schon die klassische Musik, aber auch Oldies, Rock’n Roll und
zwischendurch auch mal gute Volksmusik.
Haben
sie noch Vorbilder?
Helmut
Schmid war einmal ein großes Vorbild für mich.
Und
das Reisen? Fahren Sie gerne in der Welt umher?
Nein.
Ich bin am liebsten in Rosenheim und ich bin auch sehr gerne in meinem
Verlag. Auch mein Garten hat es mir angetan, das Wachsen und Gedeihen in
der Natur gefällt mir so gut dabei.
Wie
stehen sie zur Natur und zur Umwelt?
Natur
und Umwelt muß man hüten und pflegen, aber man sollte es tunlichst
vermeiden, einen Selbstzweck daraus zu machen.
Und
zur Liebe?
Liebe
beflügelt mich. Liebe ist für mich so wichtig, wie Arbeit, Essen, Luft
und Wasser.
Herr
Müller wir danken Ihnen recht herzlich für das interessante Gespräch
und wünschen Ihnen, beruflich wie privat, den berühmten Funken Glück
für weitere Erfolge.
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