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KURT MÜLLER

Anzeigenblatt-Verleger und Mitglied des Stadtrates
Edition: Rosenheim 1995

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Er gilt als einer der erfolgreichsten Anzeigenblatt-Verleger Ober- bayerns, ist seit 1972 Mitglied des Rosenheimer Stadtrates und genießt den Ruf, ein überaus vielseitig interessierter Mensch zu sein. Wie Kurt Müller darauf kam, eine Zeitung zu verlegen, welche Tätigkeit er davor ausübte und wo sein Hauptengagement im Stadt- rat liegt, gestand er der STADTBROSCHÜRE in diesem Interview. Lesen sie auf den folgenden Seiten, welche Ziele er noch hat, was er für seine Gesundheit tut, was Helmut Kohl für ihn bedeutet und wie er über Geld, Kirche, Vorbilder und die Liebe denkt.

 

Herr Müller, sie sind Verleger und Geschäftsführer des Wochenblattes »Echo«. War das ihr ursprüngliches, berufliches Ziel oder wollten sie eigentlich mal etwas ganz anderes werden?

Ich habe früher etwas ganz anderes gemacht. Ich bin Ingenieur und war im öffentlichen Dienst im Bereich Energie tätig. Da ich nicht länger nach München pendeln wollte, nahm ich vor fünfzehn Jahren einen Berufswechsel vor. Ich war damals bereits unkündbar, habe aber dennoch den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Und wie sind darauf gekommen eine Zeitung zu verlegen?

Das war schon eine sehr spontane Geschichte. Eines Nachts habe ich Gerhard Komar, den Gründer des »Echo«, getroffen. Er hatte das Blatt ins Leben gerufen, aber es klappte leider nicht so ganz , wie er es sich vorstellte. Noch in der gleichen Nacht, als wir über die Probleme des »Echo« diskutierten, einigten wir uns darauf, daß ich das Blatt mit einem Partner zusammen übernehme. Am nächsten Tag, in der Früh um Acht, waren wir schon beim Notar.

Das ist ja doch ein ganz beträchtlicher, beruflicher Umschwung. Wie sind sie in die neue Materie reingekommen?

Ich hab erst gedacht, das kann man so nebenbei machen, wie es Gerhard Komar auch gemacht hatte, habe mich für einen Tag in der Woche vom Dienst befreien lassen. Doch schon nach ganz kurzer Zeit habe ich gemerkt, daß es so nicht weitergeht. Mir blieb eigentlich nur die Möglichkeit, beruflich so weiterzu- machen wie bisher oder den Beruf ganz aufgeben, zu kündigen und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und die Gefahr einzugehen, entweder mit dem Wochenblatt abzustürzen oder es voll engagiert zu übernehmen und zu dem zu machen, was es heute ist. Und das habe ich dann auch gemacht.

Haben sie diesbezüglich noch weitere Ziele?

Nein. Ich habe das »Echo« zu meiner Lebensaufgabe gemacht, oder sagen wir besser, zu einer meiner Lebensaufgaben, wenn man die Politik und das Privatleben noch mit einbezieht. Ich engagiere mich voll für das »Echo«, habe meinen Spaß an der Arbeit und ein gutes Team um mich herum. Wir haben die Zeitung als zweites gedrucktes Medium in Rosenheim etabliert. Den Platz wollen wir behalten und natürlich auch weiter ausbauen.

Wenn sie jetzt die freie Wahl hätten, gäbe es noch einen anderen Traumberuf?

Ja, Schreiner.

Warum gerade Schreiner?

Der Umgang mit Holz fasziniert mich immer wieder. Holz ist eine warmes Material, ein gewachsenes Material. Von schön verarbeiteten Stücken lasse ich mich immer wieder begeistern.

Sehen Sie eine Möglichkeit, das zu verwirklichen?

Vielleicht einmal später, wenn ich mich im Ruhestand befinde.

Dann kommen wir zum »Stadtrat Müller«. Seit wann sind sie Mitglied des Rosenheimer Stadtrats?

Ich bin seit 1972 Stadtrat. Das sind jetzt 24 Jahre und ich werde zur nächsten Legislaturperiode nochmals kandidieren. Ich möchte auf jeden Fall die 30 Jahre vollbringen, wenn es mir die Gesundheit und meine Partei, die SPD, ermög- lichen.

Wie sehen sie ihre politische Funktion?

Mein Hauptengagement im Stadtrat ist der Bauausschuß. Ich habe da- durch 24 Jahre am Gesicht Rosenheims mitgewirkt. Sicher sind dabei auch einige Bausünden mitzuverantworten. Ich gehe gern Objekten, die wir im Bauausschuss genehmigt haben, nach und schaue sie mir im Teilfertigbau oder im fertigen Zustand an. Und ich frage mich dann selbst: Wo haben wir vielleicht Fehler gemacht, wo haben wir uns zu weit rausgelehnt oder wo waren wir zu restriktiv. Ich lebe tat- sächlich mit diesen Entscheidungen mit.

Sie fühlen sich auch moralisch dafür verantwortlich?

Ja. Durch eine Fehlentwicklung unter dem Schlagwort »das Grobe raus und das Feine rein«, gegen die ich mich kraß zur Wehr setzte, sind im Stadtkern keine Lebensmittelläden mehr vorhanden. Man hätte meiner Meinung nach wenig- stens dafür Sorge tragen müssen, am Rande der Fußgängerzone Ersatzbetriebe anzusiedeln, wo der Kunde auch Zufahrt- und Abholmöglichkeiten hat.

Von der Kommunalpolitik nun zur Bundespolitik. Wenn sie die Möglichkeit hätten, bundespolitisch etwas zu verbessern, was würden sie als erstes angehen?

Momentan gilt es, die Wirtschaft zu stabilisieren. Außerdem muß die untere Einkommensschicht steuerlich entlastet werden.

Und zum Thema Asylproblematik?

Da steh ich zu der Vereinbarung, die auch die SPD mitgetragen hat. Eine Erleichterung würde ich nicht einräumen. Deutschland ist kein Einwanderungs- land. Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen. Wir sind flächenmäßig ge- sehen ein sehr kleines Land und haben unsere eigenen Probleme zu lösen. Wer verfolgt wird, sollte auch entsprechenden Schutz erhalten. Aber Wirtschaftsflüchtlingen kann Deutschland kein Nest bereithalten.

Was halten sie von Helmut Kohl?

Helmut Kohl ist o.k. Ich sehe ihn wie einen Tanker, der beharrlich seine Spur zieht.

Welches Verhältnis haben sie zu Geld?

Ein intimes Verhältnis. Ich weiß, daß Geld das Leben verschönern kann. Ich weiß, daß man Geld sehr hart verdienen muß und daß man schnell und gut rechnen können muß, um Geld zu vermehren und um es auch sorgfältig zu bun- kern, wenn es mal da ist.

Hatten sie eine glückliche Kindheit?

Ja. Eine ganz einfache, aber glückliche Kindheit. Mein Vater war Schlosser, meine Mutter Kellnerin. Die beiden haben sich sehr bemüht, meinen Bruder und mich so zu versorgen, daß wir auch in der schlechten Zeit - ich bin 1943 geboren - nicht hungern und leiden mußten. Ich hatte schon eine gute Kind- heit.

Was bedeutet Glück für Sie?

Sehr viel. Glück soll man festhalten.

Was tun sie für ihre Gesundheit?

Ich rauche nicht, trinke wenig, wandere gerne und mache nichts extrem.

Welche Hobbys üben sie aus?

Hobbys? Nun ja, ich fahre gerne Ski, außerdem mag ich das Bergwandern, Schwimmen und Radeln.

Haben Sie Humor und über was können sie lachen?

Lachen kann ich über einen versteckten, guten Witz, und über Schlagfertigkeit. Ich stelle allerdings fest, daß man mit zunehmendem Alter immer weniger zum Lachen hat.

An was liegt das Ihrer Meinung nach?

Man wird von so vielen ernsthaften Dingen berührt, daß leider die lustigen Dinge immer seltener werden.

Sind sie religiös?

Ich glaube an den Herrgott, gehe aber nicht allzu oft in die Kirche. Dem Herrgott kann ich überall begegnen.

Wollen Sie auf das Thema »Kreuze in deutschen Schulen eingehen, das zur Zeit durch alle Medien gezogen wird?

Beim diesem Thema bin ich der Meinung, daß der Staat doch ganz schön strapaziert wird. Die Toleranz, die wir gegenüber der Minderheit pflegen - ich selbst möchte mich da schon als sehr tolerant bezeichnen, ob farbig, homo- sexuell oder sonst was - da sollte doch eigentlich auch die Minderheit tolerant gegenüber der Mehrheit sein. Darum finde ich dieses Urteil nicht gut.

Glauben sie an Reinkarnation?

Nein.

Haben sie noch Träume?

Ein Haus bauen und glücklich sein.

Welche drei Dinge würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Das Echo, meinen Schatz und etwas zu Essen.

Interessieren sie sich für Kunst und Kultur?

Ja. Ich glaube, ich habe inzwischen einen guten Blick dafür entwickelt, was mir Freude bereitet. Und es macht mir auch sehr viel Spaß, gute Sachen anzu- schauen, jedenfalls, was die bildende Kunst betrifft. 

Was lesen sie am liebsten, außer Ihrem »Echo«?

Über Tageszeitungen, Wochenzeitschriften oder Fachzeitschriften wie das Kapital komme ich nur sehr schwer hinaus.

Und wie steht es mit guten Büchern?

Daran bin ich eher nicht so stark interessiert, abgesehen von dem einen oder anderen heißen Roman oder Krimi, den ich mir ins Urlaubsgepäck einpacke.

Gibt es Lieblingsfilme oder Lieblingsschauspieler?

Lieblingsschauspieler gibt es natürlich schon: Belmondo beispielsweise, oder Sophia Loren. Die »Lollo«, Anthony Quinn und Marcello Mastroianni sehe ich auch sehr gerne.

Wenn Sie es sich aussuchen dürften, welche Eigenschaften hätten sie gerne?

Ich möchte gerne musizieren können, würde gerne ein Instrument spielen.

Welche Musik hören sie denn so am liebsten.

Inzwischen schon die klassische Musik, aber auch Oldies, Rock’n Roll und zwischendurch auch mal gute Volksmusik.

Haben sie noch Vorbilder?

Helmut Schmid war einmal ein großes Vorbild für mich.

Und das Reisen? Fahren Sie gerne in der Welt umher?

Nein. Ich bin am liebsten in Rosenheim und ich bin auch sehr gerne in meinem Verlag. Auch mein Garten hat es mir angetan, das Wachsen und Gedeihen in der Natur gefällt mir so gut dabei.

Wie stehen sie zur Natur und zur Umwelt?

Natur und Umwelt muß man hüten und pflegen, aber man sollte es tunlichst vermeiden, einen Selbstzweck daraus zu machen.

Und zur Liebe?

Liebe beflügelt mich. Liebe ist für mich so wichtig, wie Arbeit, Essen, Luft und Wasser.

Herr Müller wir danken Ihnen recht herzlich für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen, beruflich wie privat, den berühmten Funken Glück für weitere Erfolge.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG