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DIETER MÖDINGER

Inhaber der McDonald´s - Restaurants in Altötting, Burghausen,

 Pfarrkirchen und Eggenfelden
Edition:  Alt/Neuötting 1999

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Seinen gastronomischen Part hat er in bedeutenden Positionen rund um den Erdball erlernt. Was Dieter Mödinger jedoch dazu bewegte, Fastfood-Unternehmer zu werden, lesen sie hier. Verleger Ralf Hansen unterhielt sich mit ihm - natürlich nicht nur über McDonald’s.

 

Herr Mödinger, erklären Sie mir bitte die Zukunft.

Ich glaube wir bewegen uns in einem guten Trend. Der Zukunft stehe ich auch deshalb positiv gegenüber, weil die Menschen wieder bereit sind, mehr Geld auszugeben. 

Glauben Sie, daß das etwas mit der letzten Bundestagswahl zu tun hat?

Da bin ich fast sicher.

Mittlerweile sind Sie Franchise-Nehmer von vier Mc-Donald’s Restaurants. Wieviele sollen es noch werden?

Das reicht.

Gehört Ihr Herz nun mehr dem Altöttinger, dem Burghauser, dem Eggenfeldener oder Ihrem Pfarrkirchener Unternehmen?

Ich versuche, mich jedem Geschäft gleich zu widmen.

Wann eröffneten Sie Ihr erstes Restaurant und was empfanden Sie dabei, als Sie die erste Tagesabrechnung vorgenommen haben?

Ich nehme an, Sie beziehen sich jetzt auf mein erstes McDonald’s Restaurant, denn selbständig tätig war ich ja bereits vorher. Eröffnet habe ich meinen ersten Store in Waldkraiburg, und zwar am 1. Mai 1993. Das war eine sehr sehr aufregende Zeit. Bei so einer Neueröffnung ändert sich das ganze Leben. Wo- bei ich noch feststellen will, daß eine Neueröffnung in keinster Weise mit der Eröffnung eines zweiten Lokales gleichzusetzen ist. Das erste Lokal bleibt einfach das erste Lokal. Alle Erfahrungen dabei sind völlig neu und bereits beim zweiten Restaurant kann man daraus schöpfen. Was die Tagesabrechnung betrifft, ich war jedenfalls zufrieden. 

Können Sie uns kurz Ihren persönlichen Werdegang schildern?

Ich habe meinen Job wirklich von der Pike auf gelernt, wie man so schön sagt. Meine Kochlehre habe ich im Parkhotel in Stuttgart absolviert, es folg- ten weitere Stationen im Service und am Empfang. Wie jeder, der ein guter Gastronom werden will, habe auch ich irgendwann versucht, mir Erfahrungen im Ausland anzueignen. So kam ich zu-nächst nach London und Paris, bevor ich in Heidelberg die Hotelfachschule besuchte. Und weil ich in jungen Jahren schon recht abenteuerlustig war, folgte ich alsbald dem verlockenden Angebot einer interessanten Anstellung in Südafrika. Ich war also drei Jahre in Johannesburg tätig und habe nicht eine einzige Sekunde dieser wunderschönen Zeit dort bereut. Es waren die Jahre 1975 bis 1978, also genau die Zeit, in denen sich in dieser Region der Umbruch abzeichnete und ich den Seveto-Aufstand miterlebt habe. Oh, das war schon eine sehr aufregende Zeit für mich. Später wurde mir eine Position auf den Bermudas angeboten. Also wieder ein anderer Kontinent, wieder andere Menschen, wieder neue Abenteuer. Mein Traum war es auch immer gewesen, mal eine Tätigkeit in den USA auszuüben, leider erhielt ich nie eine Greencard und ich wechselte wieder nach London. Hier erreichte mich ein Jahr später das Angebot des Holiday Inn in München, ich wurde dort Food and Beverage Manager, war also zuständig für die ganze Restauration und zugleich auch stellvertretender Generaldirektor. Diese Konstellation war für mich wieder eine völlig neue Seite der Gastronomie und auch diese Arbeit faszinierte mich.

Wann folgte der Schritt in die Selbständigkeit?

Gleich im Anschluß an diese Tätigkeit. Unsere Hausbrauerei, die Thurn und Taxis Brauerei, suchte für ihr Hotel in der Oberpfalz einen neuen Pächter. So kam ich nach Weiden, blieb dort zehn Jahre und war rundum zufrieden. Neugierig wurde ich an dem Tage, als in meinem Restaurant das Vorstellungsgespräch eines neuen McDonald's-Franchise-Nehmers stattfand. Dieser hat mich in seiner Euphorie derartig beeindruckt, daß ich mir gedacht habe, falls ich irgend- wann noch einmal etwas Neues beginnen sollte, würde ich mit McDonald's Kontakt aufnehmen. Und eines Tages war es soweit, ich habe mir Unterlagen zusenden lassen, mir wurde das Objekt in Waldkraiburg angeboten und ich habe zugesagt.

Sie sind unverheiratet - hätten Sie diesen Wechsel auch vollzogen wenn Sie eine Familie gehabt hätten?

Das hätte mich nicht weiter gestört. Das neue Objekt lag ja auch in Deutschland, so daß eventuell anfallende Probleme überschaubar geblieben wären.

Sie sind also der Meinung, obwohl man sich mit einem gutgehenden Betrieb konsolidiert hat, sollte man doch noch einmal den Mut aufbringen, etwas Neues zu tun?

Mut zum Risiko ist eine Unternehmertugend.

Mußten Sie Ihre Philosophie in Bezug auf die Gastronomie auf einen anderen Punkt bringen?

Die Philosophie ändert sich zwangsläufig. Eingebunden in eine große Firma müssen die meisten Entscheidungen abgestimmt werden. Nur so ist der gewünschte Erfolg garantiert. In meinen Betrieben ist Teamarbeit angesagt. Nur auf diese Art kann man heute Betriebe erfolgreich führen. Was mich persönlich betrifft, versuche ich zumindest, jeden Tag in einem anderen meiner vier Restaurants zu sein. Dazu kommt mindestens ein Tag, der mit Verwaltungsarbeiten im Büro ausgefüllt ist.

Wobei wir auch bei einem Thema angelangt sind, das in den letzten Wochen häufiger in nahezu allen Medien ausgiebig behandelt wur- de. Es gibt Franchise-Nehmer, die mit dem Inhalt Ihrer Verträge nicht mehr ganz einverstanden sind.

Das trifft in meinem Fall nicht zu. Ich bin mit meinen Verträgen zufrieden und wurde von McDonald's immer fair behandelt. Selbstverständlich hat die Zahl unserer Fastfood-Betriebe in den letzten Jahren zugenommen. So entsteht in manchen Gegenden eine hausgemachte Konkurrenz.

Wie kamen Sie schließlich nach Altötting?

Durch den plötzlichen Tod meines Vorgängers war dieses Unter- nehmen vakant. Ich habe am 1. Januar ’98 Altötting und Pfarrkirchen übernommen und auch noch Burghausen neu eröffnet - alles an einem Tag. Anfang dieses Jahres kam nun auch noch Eggenfelden dazu. 

Kann man es bei McDonald's zum Millionär bringen?

Schwierig.

Sind Sie es schon?

Nein. Dafür waren die Investitionen zu hoch, schließlich habe ich ja an einem Tag drei Restaurants übernommen.

Was tun Sie mit Ihrem Geld, um Spaß zu haben?

Ich reise sehr gerne, allerdings in zeitlich bescheidenem Rahmen. Wer ein Unternehmen aufbauen möchte, kann es sich ja gar nicht leisten, ständig durch die Welt zu reisen.

Stört es Sie, wenn man Dieter Mödinger als Gastwirt bezeichnet? Oder möchten Sie lieber Geschäftsmann oder Gastronom genannt werden? 

Mir ist jeder Titel recht. 

Gab es Niederlagen?

Wie in jedem anderen Unternehmen auch - nicht mehr und nicht weniger.

Wer steckt eigentlich hinter McDonald’s?

McDonald’s ist eine weltweit tätige Aktiengesellschaft und wenn Sie so wollen, sind es ausschließlich bezahlte Manager, die das Unternehmen leiten. Der Gründer Ray Kroc ist vor einigen Jahren verstorben. Er war Präsident der weltweiten McDonald’s-Aktiengesellschaft und deren Hauptaktionär in Chicago.

Wieviele Franchise-Nehmer gibt es mittlerweile in Deutsch- land?

In Deutschland derzeit exakt 234 Franchise-Nehmer mit insgesamt 547 Restaurants.

Im Jahre 1985 wurden McDonald’s Aktien in den Dow Jones Index der New Yorker Börse aufgenommen. Wieviele besitzen Sie denn selbst davon?

Leider keine.

McDonald’s nimmt ja sehr regen Anteil am sozialen, caritativen und kulturellen Leben einer Stadt. Was haben Sie sich bisher einfallen lassen?

Ein Beispiel ist die Unterstützung der gemeinnützigen »Ronald-Mc- Donald« Kinderhilfe, die in erster Linie »Ronald- McDonald-Häuser« errichtet und unterhält. Diese Häuser bieten Familien schwerkranker Kinder ein »Zuhause auf Zeit« während der oft langwierigen Krankenhausaufenthalte ihrer Kinder. Und dieses Ziel wird von mir über das normale Maß hinaus unterstützt, weil ich einfach der Meinung bin, daß es vernünftig ist. 

Stehen Sie selbst auch schon einmal in der Küche eines Ihrer Restaurants?

Ja, natürlich. Am Anfang mehr als heute, weil ich das System selbst erst einmal erlernen mußte, um es meinen Mitarbeitern dann weitergeben zu können. Und dann ist es natürlich auch so, daß ich nicht als Unternehmer angefangen habe, sondern als Single-Operator. 

Täglich Fast-Food muß ja auch nicht sein. Haben Sie ein Stamm-Restaurant, in das Sie gerne gehen?

Ja, ich gehe beispielsweise gerne ins Hellbräu. 

Die Kritik an Mc-Donald’s wurde in den Jahren immer leiser. Heißt das auch, daß etwas verändert wurde? Zum Beispiel der Vorwurf, alle Mitarbeiter würden nur auf 630-DM-Basis angestellt. 

Seit dem ich bei McDonald's bin, kann ich auch beurteilen daß es gar nicht möglich ist, mit einem Team zu arbeiten, in dem jeder nur drei Stunden pro Tag zur Verfügung steht. Zwei Drittel aller meiner Mitarbeiter sind Teil- und Voll-zeitbeschäftigte. Nur ein Drittel unserer Mitarbeiter sind also sogenannte Geringverdiener und werden ausschließlich in Stoßzeiten eingesetzt.

In jedem Restaurant haben Sie einen Restaurantleiter. Wider- sprechen Ihnen diese auch, wenn es sein muß?

Das verlange ich sogar. Ein erfolgreiches Unternehmen kann man nur mit kritischen Mitarbeitern führen.

Was haben Sie von Ihren Eltern gelernt?

Sparsamkeit und Fleiß, also typisch schwäbische Tugenden.

Wie reagieren die auf Ihren Erfolg?

Meine Eltern besuchen mich recht häufig und sie freuen sich mit mir. 

Gefallen Ihnen selbstbewußte Menschen?

Selbstverständlich.

Wie sieht Ihr Verhältnis zu Feminismus aus?

Ich arbeite seit dreißig Jahren mit Frauen zusammen, einige waren auch Vorgesetzte und ich hatte damit nie ein Problem. Von zwanzig Management- positionen sind in meinen vier Betrieben nur zwei mit männlichen Mitarbeiten besetzt, das sagt doch alles, oder?

Welche Beziehung haben Sie zu Ihrem Alter?

Mein Alter von 49 Jahren macht mich reifer und hoffentlich auch weiser und gestattet mir, auch Schwächen zuzugeben.

Sind Sie moralisch?

Das hört sich so missionarisch. Ich bin sicherlich ein sehr liberaler Mensch, komme mit sehr vielen Menschen zusammen und mit den meisten auch sehr gut aus.

Hat Dieter Mödinger Schwächen?

Ja, aber die verrate ich jetzt nicht.

Was amüsiert Sie?

Englischer Humor.

Gibt es ein berufliches Traumziel, das Sie noch verwirklichen wollen?

Nein, ich denke, die meisten meiner Ziele habe ich erreicht. 

Rundum glücklich?

Sogar sehr glücklich.

Noch einmal auswandern?

Nein ich bin hier in »meinem« Bayern absolut glücklich. 

In »meinem Bayern« hört sich aus dem Munde eines Schwaben ja fast wieder gefährlich an. Was assoziieren Sie denn mit Altötting?

Heimat, Arbeit, Zufriedenheit.

Die Werbung um neue Kunden hat sich in den letzten Jahren auch verändert, wie lenken Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Gäste auf die Vorzüge Ihres Hauses?

Wir starten alle vier Monate ein Rundschreiben, in dem wir unsere Sonderangebote anbieten, außerdem werben wir im lokalen Fernsehen. Das sind die beiden Hauptsäulen.

Was halten Sie von den sogenannten Sterneköchen?

Ich denke es wird auch in Zukunft immer einen Platz für exzellente Köche und Restaurants geben.

Ist die Kompetenz in Sachen Essen auch bei den Gästen gestiegen? Kann das Publikum wirklich den Lachs von der Seezunge unterscheiden.

Selbstverständlich.

Es wächst zwar jetzt eine Generation von Kids heran, die mit Fastfood groß wird. Glauben Sie, daß diese auch in Zukunft einen dreistelligen Betrag für ein gutes Menü »abdrücken« werden?

Bestimmt. Auch unter unseren Stammgästen befinden sich genügend Gourmets, die das hin und wieder machen. Es ist doch auch etwas schönes, zu zweit oder im Kreise von Freunden ein tolles Menu bei Kerzenschein zu genießen. 

Wen würden Sie denn nicht bedienen?

Gäste, die mein Personal schikanieren.

Essen wir in fünfzig Jahren noch genauso wie heute?

Nein, ich glaube nicht, da wird sich sicherlich noch einiges verändern.

Einige Kollegen setzen auf Erlebnisgastronomie, um Ihr Lokal voll zu bekommen. Ist ein gelungenes Menü nicht Erlebnis genug?

Nein, der richtige Mix macht's. Was bedeutet, daß auch Service, Freundlichkeit und Ambiente stimmen müßen.

Muß ein Wirt über Showtalent verfügen?

Über Showtalent nicht, sicherlich aber über Persönlichkeit.

Gastronomie ist auch heute noch noch weitgehend Männersache. Können Frauen nicht kochen? 

Das sehe ich anders. Es gibt heute durchaus gute Köchinnen, die sehr erfolgreich tätig sind. Vielleicht ist das ganze eher noch ein emanzipatorisches Problem.

Ist kochen erotisch?

Nein.

Dann sind also gute Köche auch keine besseren Liebhaber.

Kann ich mir nicht vorstellen.

Sind Sie eigentlich süchtig nach Erfolg?

Nein.

Was ist für Sie der Sinn des Lebens?

Glücklich und zufrieden zu sein.

Wie muß man sich Dieter Mödinger privat vorstellen?

Eigentlich ganz normal. Ich lache sehr gerne, habe auch gerne Kontakt mit Menschen, aber ich ziehe mich auch gerne mal zurück.

Was fasziniert Sie an McDonald’s?

Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens in den letzten 30 Jahren, sowie die Internationalität in der sie steht.

Können Sie guten Gewissens einem jungen Menschen raten, eine Ausbildung in der Gastronomie zu beginnen?

Ja, auf alle Fälle. Gerade die Gastronomie bietet doch ein sehr vielseitiges Angebot an interessanten Positionen. Und wer erfolgreich ist, kann es hier schon sehr weit bringen. Wer die richtige Liebe zu diesem Beruf mitbringt, dem steht die Welt offen, der hat vor allem auch keine Probleme, einen vernünftigen Arbeitsplatz zu finden, denn gute Mitarbeiter werden immer gesucht - weltweit. Es gibt kaum eine Branche, in der man auch so viele Möglichkeiten wahrnehmen kann, die Welt kennenzulernen. Eine Ausbildung in der Gastronomie prägt den Menschen für sein ganzes Leben. 

Und später sich dann auch bei McDonald’s zu bewerben, um einen eigenen Store aufzumachen.

Ja natürlich, warum nicht?

Na prima. Zum Schluß beginnen wir noch einige Sätze die Sie bitte zu Ende führen: McDonald’s ist für mich ...

...ein Glücksfall.

Wenn ich nicht in Altötting wohnen müßte, dann würde ich...

...gerne in London leben. Nein, eigentlich ist das ja Quatsch. Ich will ja gar nicht mehr weg aus Bayern. Wo ich wirklich noch gerne wohnen möchte, wäre die Altstadt von Burghausen oder Wasserburg.

McDonald’s dreimal täglich - und keine Krankheit quält Dich...

...schön wär's.

Eigentlich hätte ich aufgrund meiner beruflichen Qualifikation eine noch verantwortungsvollere Arbeit übernehmen müßen...

...wirklich nicht, ich habe Verantwortung genug.

Ein Leben ohne Arbeit ist...

...mir zu langweilig.

Meine Mitarbeiter überzeuge ich... 

durch Sachverstand und durch persönliche Mitarbeit.

Freizeit habe ich...

...leider zu wenig.

Ich würde gerne mal...

...in achtzig Tagen um die Welt reisen.

In zehn Jahren sitze ich hoffentlich nicht mehr hier.

Nein.

Der wichtigste Rat meines Vaters war...                                         

...sich regen bringt Segen.

Wenn ich heute könnte, würde ich...

...alles wieder genauso machen.

Ich sehe mich als Vorbild für...

...niemanden, weil ich gar kein Vorbild sein möchte.

Geld bedeutet mir...

...persönlich nicht soviel, wie für manch anderen.

Herr Mödinger, vielen Dank für dieses Interview.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG