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MICHAEL HEINRITZI

Inhaber zahlreicher McDonald´s Restaurants
Edition: Rosenheim 1997

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Vor fast genau vierzehn Jahren öffnete in Rosenheim das erste McDonald’s-Restaurant seine Pforten. Der Erfolg dieses Restaurants ist sehr eng mit dem Erfolg des Mannes verbunden, der sein kleines Imperium bis zum heutigen Tag auf sage und schreibe elf Restaurants erweitern konnte. Die STADTBROSCHÜRE besuchte im Dezember ’96 den Mann, der seine Karriere als Hotelkaufmann begann, in seinem Zuhause in Kitzbühel, sprach mit Michael Heinritzi.

 

Herr Heinritzi, fangen wir klein an. Erklären Sie uns die Zukunft.

Die Zukunft? Nun, zuerst einmal glaube ich, daß die heutige Generation einerseits kosmopolitischer werden wird, es wird für sie keine Grenzen mehr geben. Zum anderen glaube ich aber auch, daß Bodenständigkeit zukünftig eine größere Rolle spielen wird. Ich habe ziemlich positive Hoffnungen, daß wir in Europa und Nordamerika eine gute Zukunft haben werden. Ich befürchte aber, daß wir in der Zukunft eine noch ausgeprägtere Zweiklassengesellschaft in den Entwicklungs- und Industrieländern vorfinden werden. 

Ihre Restaurants befinden sich überwiegend in Deutschland, Sie selbst wohnen aber in Kitzbühel. Ist die in Österreich geringere Ein- kommenssteuer mit ein Grund dafür?

Nein, überhaupt nicht. Ich versteuere ja in Deutschland die Erträge, die wir dort erzielen. Die Erträge, die wir in Österreich erzielen, wir haben hier ja mittlerweile auch schon vier Restaurants, werden natürlich auch dort versteuert. Kitzbühel liegt für mich, verkehrstechnisch gesehen, sozusagen in der Mitte. 

Gehören Sie nun zur Rosenheimer oder zur Kitzbühler Prominenz, oder sowohl als auch?

Weder noch, da ich mich nicht zur Prominenz zähle.

In beiden Städten sind ja sehr oft auch Prominente von Film und Fernsehen unterwegs. Haben Sie schon irgendwelche in Ihren Restaurants getroffen?

Ja natürlich. Vor allem hier in Kitzbühel verkehren ja sehr viele bekannte Gäste. Fußballspieler und Filmschauspieler beispielsweise, natürlich auch viele Ski- und Tennisstars - und die gehen selbstverständlich auch zu McDonald’s.

Mittlerweile sind Sie Inhaber von elf McDonald’s Restaurants. Wieviele sollen es noch werden?

Also, zunächst einmal bin ich Teilinhaber, da ich mit McDonald’s eine Partnerschaft eingegangen bin. Es besteht nun eine beiderseitige fünfzigprozentige Beteiligung zwischen mir und McDonald’s. Wir haben ein gemeinsames Konzept erarbeitet, nach dem wir, bis auf weiteres, pro Jahr zwei neue Restaurants eröffnen wollen, sofern die gewünschten Standorte dies auch hergeben. Unser Gebiet reicht vom südlichen Rand Münchens bis nach Innsbruck und erstreckt sich östlich bis zum Chiemsee, wo wir in diesem Jahr aller Voraussicht nach in Prien eine Baugenehmigung erhalten werden. 

Wann eröffneten Sie Ihr erstes Restaurant und was empfanden Sie dabei, als Sie die erste Tagesabrechnung vorgenommen haben?

Das erste Restaurant habe ich ziemlich genau vor vierzehn Jahren in der Bahnhofstraße in Rosenheim eröffnet. Und bei meiner ersten Tagesabrechnung habe ich eine tiefe Genugtuung empfunden - und das aus zweierlei Gründen. Zum einen, weil mein großes, großes Ziel, mich selbständig zu machen, somit erreicht war, zum anderen auch deshalb, weil wir schon am Eröffnungstag rund 2500 Gäste verzeichnen konnten. Das hat mir auch eine Perspektive gegeben, die mich sehr positiv gestimmt hat - und diese Perspektive ist dann ja auch letztendlich eingetreten.

Seit Sie Ihr erstes Restaurant eröffnet haben, war das Gespür für Neuerungen unfehlbar und höchst gewinnträchtig. Wie würden Sie Ihre Firmen-Philosophie auf den Punkt bringen.

Meine Firmen-Philosophie ist sehr sehr stark aufgebaut auf die Säule »Mitarbeiter«, ebenso auf die Säule, die McDonald’s-Philosophie wirklich perfekt rüberzubringen, also Qualität, Service und Sauberkeit regelrecht zu zelebrieren. Und eine weitere wichtige Säule ist, daß ich sehr viel von dem Ertrag, den wir erwirtschaften, wieder reinvestiere. Ich hätte kurzfristig noch wesentlich höhere Erträge erzielen können, doch für mich ist es wichtig, langfristig zu denken - und das sage ich auch jedem meiner Mitarbeiter, wenn wir darüber diskutieren, wie wir ein neues Restaurant einrichten oder wie wir neue Mitarbeiter motivieren können. 

Können Sie uns kurz Ihren persönlichen Werdegang schildern?

Meine Eltern kamen aus einer ganz anderen Branche, waren in der Holzverarbeitung tätig und wollten natürlich auch, daß ich irgendwann in ihre Fußstapfen trete. Mich hat aber das handwerkliche, das die Holzbranche ja mit sich bringt, nie interessiert. Ich habe das auch gut einschätzen können, weil ich schon vom Kindes- oder Jugendalter an, in den Ferien mitgearbeitet habe. Und ehrlich gesagt, hat mir das keinen Spaß gemacht. Im Alter von fünfzehn Jahren bin ich dann das erste Mal mit der Gastronomie in Berührung gekommen, habe als Schüler vier Wochen lang in einem Hotel in Italien mitgearbeitet und war danach so begeistert davon, daß ich unumstößlich die Meinung vertreten habe, daß nur die Gastronomie für mich in Frage kommt. Meine Eltern haben mich Gott sei Dank dabei unterstützt, haben mich die Hotelfachschule in der Schweiz besuchen lassen und mir auch sonst überall da geholfen, wo ich Hilfe benötigt habe. Nach meiner Ausbildung als Hotelkaufmann im Sheraton in München, bin ich dann nach Paris gekommen, ebenfalls ins Sheraton, wo ich schon eine Abteilungsleiterposition bekleiden konnte. Mit meiner Frau, die ich damals bereits kannte, bin ich dann nach London gezogen, habe wieder in einem Sheraton-Hotel gearbeitet. Danach habe ich die Möglichkeit erhalten, in sehr jungen Jahren ein Hotel in der Karibik zu leiten. Nach unserer Rückkehr war ich fünf Jahre als Gastronomieberater bei der Deutschen Lufthansa tätig - und da ist es mir eigentlich ganz klar geworden, daß ich mich selbständig machen möchte. Auf meiner Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, habe ich durch Zufall den Vizepräsidenten von McDonald’s Deutschland kennengelernt, der mir dann die Chance in Rosenheim angeboten hatte.

Wie viel sind Sie eigentlich wert?

Privat gesehen, müßten Sie meine Frau fragen, beruflich gesehen, glaube ich, daß ich die Firma mit meinen Mitarbeitern so aufgebaut habe, daß ich absolut ersetzbar bin. 

Was ist das für ein Gefühl, zu wissen, daß man es zum Millionär gebracht hat?

Ich weiß nicht, ob man mich als Millionär bezeichnen kann, aber es ist schon ein tolles Gefühl, zu wissen, man ist unabhängig, wobei es mir dabei weniger ums Materielle geht. 

Was tun Sie mit Ihrem Geld, um Spaß zu haben?

Die Vergangenheit hat eigentlich gezeigt, daß ich relativ wenig Zeit für die Freizeit habe und aus diesem Grunde investiere ich auch nicht viel in Freizeit, sondern habe in ein schönes Haus investiert, daß ich hier in Kitzbühel habe. Allerdings bin ich ein leidenschaftlicher Kunstsammler, was mir sehr viel Spaß bereitet. Und wenn Sie es so wollen, ist mir damit kein Geld verlorengegangen. Es paßt doch ganz gut zu meinem Charakter, daß ich eigentlich nicht so gerne Geld zum Fenster rauswerfe, sondern eher wieder in Sachen investiere, die wertbeständig sind.

Stört es Sie, wenn man Michael Heinritzi als Gastwirt bezeichnet? Oder möchten Sie lieber Geschäftsmann oder Gastronom genannt werden? 

Gastwirt paßt perfekt. Es ist wirklich genau das, was ich ständig versuche herüberzubringen. Durch die Vielzahl der Restaurants kann ich es selber natürlich nur selten tun, aber tatsächlich ist dies genau das Ziel, das ich erreichen möchte, gerade vielleicht auch deshalb, weil man in unserer Branche Gastlichkeit in seiner herkömmlichen Form nicht unbedingt immer erwartet. Der erste Blick beim Betreten eines meiner Restaurants geschieht deshalb auch immer aus der Sicht der Gäste. Und dieser Blick bezieht sich auf den Service, auf die Sauberkeit und auf die Qualität unserer Produkte. Insofern ist es mir eine Ehre, als Gastwirt bezeichnet zu werden.

Gab es auch mal Niederlagen?

Selbstverständlich, jeder Mensch setzt sich Ziele und oft ist es einfach so, daß man nicht das bekommt, was man eigentlich haben möchte. Aber sicherlich braucht man auch hin und wieder eine Niederlage, um auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen - und dabei hat es mich auch schon mal erwischt. Aber es waren nie Niederlagen, die nachhaltig Probleme mit sich gebracht haben, sondern es waren einfach Niederlagen, die im Alltagsgeschäft vorkommen.

Wer steckt denn eigentlich hinter McDonald’s?

McDonald’s ist eine weltweit tätige Aktiengesellschaft und wenn Sie so wollen, sind es ausschließlich bezahlte Manager, die das Unternehmen leiten. Der Gründer Ray Kroc ist vor einigen Jahren verstorben. Er war Präsident der weltweiten McDonald’s-Aktiengesellschaft und deren Hauptaktionär. Heute versuchen die McDonald’s-Mitarbeiter einen Teil des Aktienpaketes zu halten um »Übernahmen« zu verhindern.

Wieviele Franchise-Nehmer gibt es mittlerweile in Deutschland und circa wieviele weltweit?

In Deutschland rund 150 Franchise-Nehmer, weltweit, glaube ich, sind es etwa an die 3.000. 

1985 wurden McDonald’s Aktien in den Dow Jones Index der New Yorker Börse aufgenommen. Wieviele besitzen Sie davon?

Ich selber besitze schon deshalb einige Aktien, weil ich damit in eine sehr seriöse Firma investieren kann, deren Strategien auch sehr langfristig geplant und entwickelt wurden. Über die Jahre hinweg haben diese Aktien rund 20 Pro- zent Rendite pro Jahr gebracht und sind somit eine hervorragende Investition.

Das Unternehmen McDonald’s nimmt ja bekanntlich sehr regen Anteil am sozialen, karitativen und kulturellen Leben einer Stadt. Was haben Sie sich bisher einfallen lassen?

Ein Beispiel ist die Unterstützung der gemeinnützigen »Ronald McDonald« Kinderhilfe, die in erster Linie »Ronald-McDonald-Häuser« errichtet und unterhält. Diese Häuser bieten Familien schwerkranker Kinder ein »Zuhause auf Zeit« während der oft langwierigen und belastenden Krankenhausaufenthalte. Und diese Geschichte wird von mir über das normale Maß hinaus unterstützt, weil ich einfach der Meinung bin, daß es intelligent ist, wenn man nicht nach dem Gießkannenprinzip spendet, sondern sich wirklich auf ein Projekt konzentriert. Wir holen jetzt eines dieser Häuser nach Innsbruck. Dort bin ich maßgeblich schon deshalb daran beteiligt, weil ich neben Rosenheim eben auch in Innsbruck geschäftlich sehr engagiert bin. In Rosenheim unterstützen wir seit vielen Jahren den Kinderschutzbund, Vereine und Kulturveranstaltungen.

Standen Sie selbst schon einmal in der Küche eines Ihrer Restaurants?

Ja natürlich. Am Anfang natürlich mehr als heute, weil ich das System selbst erst einmal erlernen mußte, um es meinen Mitarbeitern dann weitergeben zu können und dann ist es natürlich auch so, daß ich nicht als Unternehmer angefangen habe, sondern als Single-Operator. Da hatte ich neben meiner Frau nur einen ein- zigen Schichtleiter und wenn da mal jemand ausfiel, war es für mich selbstverständlich, an der Kasse oder auch in der Küche mitzuhelfen.

Täglich Fast-Food muß ja auch nicht sein. Haben Sie ein Stamm-Restaurant, in das Sie gerne gehen?

Erstens ist es so, daß ich schon jeden Tag in unseren Restaurants esse, weil ich halt relativ wenig Zeit habe. Dann ist es so, daß ich zunehmend gern bei uns frühstücke und außerdem finde ich, daß unsere Produktvielfalt so groß geworden ist, daß ich ohne weiteres jeden Tag etwas anderes bei uns essen kann. Selbstverständlich gehe ich auch gerne woanders essen, schließlich bin ich ja aus der Branche, wobei ich zunehmend bodenständige Küche in einem schönen, gepflegten bayerischen Gasthaus bevorzuge. Außerdem liebe ich auch die italienische Küche, und da gehe ich in Rosenheim gerne ins Pasta Vino. 

Können Sie uns Schlauheit definieren?

Schlauheit ist logisches Denken verbunden mit Lebenserfahrung und die Begabung, Menschen durchschauen zu können - also die sprichwörtliche Bauernschläue gibt es absolut und wenn man die Menschen anschaut, die wirklich schlau sind, dann stellt man sehr schnell fest, daß das sehr intelligente und lebenserfahrene Menschen sind.

Gibt es jemanden, dem Sie mal eins auswischen möchten?

Vielleicht glauben Sie es jetzt nicht - eigentlich nein.

Die Kritik an McDonald’s wurde in den Jahren immer leiser. Heißt das auch, daß etwas verändert wurde? Zum Beispiel der Vorwurf, alle Mitarbeiter würden nur auf 590-DM-Basis angestellt. 

Doch, es wurden tatsächlich einige Dinge verändert. Ich nenne jetzt mal als Beispiel das Umweltbewußtsein. Wenn man McDonald’s heute und McDonald’s vor fünfzehn Jahren betrachtet, dann sind das zweierlei Unternehmen. Und wenn Sie Ihre Mülltonne betrachten, dann sind das in diesem Zeitraum auch zwei verschiedene Dinge geworden. Wir haben uns alle weiterentwickelt. Daß wir oft zu Unrecht kritisiert werden - damit kann man ganz gut leben. Zum Beispiel diese 590-Mark-Geschichte stimmt überhaupt nicht. Wir haben heute einen Lohnanteil an vollversteuerten und sozialversicherungspflichtigen Mitarbeitern von über 90 Prozent. 

Widersprechen Ihnen Ihre Angestellten, wenn es sein muß?

Absolut. Ich gehöre allerdings auch zu den Menschen, die zwar um Kritik bitten, sich dann aber damit sehr schwer tun, wenn Sie wirklich kommt.

Sie sind nicht nur ob Ihres Vermögens ein begehrter Traummann. Ohne Zweifel wären viele Frauen gern an Ihrer Seite?

Weiß ich nicht.

Jetzt werden Sie aber leicht rot.

Das kommt deshalb, weil ich seit über zwanzig Jahren glücklich verheiratet bin und die Frage hat sich für mich in dieser Form noch nicht gestellt. Natürlich flirtet man gerne mal, aber in der Konsequenz - wie gesagt - hat sich diese Frage noch nicht gestellt.

Was macht Ihre Frau attraktiv?

Nach 20 Jahren kennt man den Menschen mit dem man zusammen- lebt sehr genau; und 20 Jahre in unserer schnelllebigen Zeit zusammen zu sein, ist ja eine freiwillige Angelegenheit - wir leben ja nicht mehr im Mittelalter, wo die Ehe eine Bündnis war, das man nicht in Frage stellen durfte. Ich glaube daß in unserer Partnerschaft ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl dafür verantwortlich ist, daß alles so gut funktioniert - und attraktiv ist meine Frau deshalb, weil sie erstens eine tolle Frau ist und zweitens, was auch für meinen Beruf sehr wichtig ist, daß sie Familiensinn hat. Wir haben eine wunderbare Tochter, leben zu dritt eigentlich ganz gut und das harmonische Privatleben macht mir sehr viel Spaß.

Welche Eigenschaften hätten Sie gerne von ihr?

Sie ist ein Mensch, der extrem viel Harmonie ausstrahlt. Ich selbst bin schon des öfteren sehr hektisch und dann beneide ich meine Frau eben oft um die eingangs erwähnte Ruhe und Harmonie.

Wer wählt Ihr Outfit aus?

Das mache ich selber.

 Haben Sie je LSD probiert?

Nein.

Machen Privilegien korrupt?

Viele Leute.

Mit welchen Personen der Zeitgeschichte würden Sie gerne einmal plaudern?

Zunächst einmal mit einigen Künstlern - aber die, die ich besonders verehre, leben meist nicht mehr. Und mit Personen aus der Politik, zum Beispiel mit Bill Clinton, aber nur, wenn er ehrlich zu mir wäre. Weltgeschichte interessiert mich eben und meine große Bewunderung für Leute aus der Finanzwelt gehört Kostolani. Er ist weise, witzig und klug.

Glauben Sie an Gott?

Ja.

Haben Sie eine Meinung dazu, was »danach« kommt?

Ich würde es natürlich gerne ganz genau wissen, sicherlich ist da irgendetwas. Ich bin mir da sogar ganz sicher. 

Was ist für Sie der Sinn des Lebens?

Nicht nur von einem Tag in den anderen zu leben, sondern die menschlichen Werte mehr in der Vordergrund zu stellen. Sinn des Lebens bedeutet mir auch, Familie zu haben, Freunde, einen schönen Beruf und ein harmonisches Miteinander mit meinen Mitarbeitern zu pflegen.

Sich stets an der Spitze zu halten bedeutet sein Können gegen das anderer zu messen und nur die Besten zählen. Nur selten stehen Glück und grenzenlose Enttäuschung so nahe beieinander. Wirkt sich das auf Ihre Stimmung aus?

Selbstverständlich, ich bin ja kein Schauspieler.

Wann haben Sie zuletzt einen draufgemacht?

Es kommt darauf an, wie Sie diese Frage definieren. Natürlich trinke ich auch mal ein paar Gläser Wein, weiß auch gut zu feiern, aber einen draufgemacht im Sinne, von zuviel getrunken zu haben, habe ich schon lange nicht mehr.

Welche Haushaltspflichten erledigen Sie am liebsten, was hassen Sie?

Ich dekoriere gerne, bin auch dabei, wenn es ums Aufräumen geht. Womit ich überhaupt nichts am Hut habe ist all das, was mit Wäsche waschen und bügeln zu tun hat. Ich gehe auch mit einkaufen.

Sind Sie süchtig nach Erfolg?

Nein.

Was würden Sie heute anders machen?

Ja, wenn man eine Karriere beginnt, ist man vielleicht eher süchtig nach Erfolg. Ich habe anfangs zu extrem gepusht, habe dabei eigentlich vergessen, daß ich es nicht mehr zurückholen kann, eine wunderbare kleine Tochter zuhause zu haben, die von mir und ich von ihr zeitweise relativ wenig voneinander hatten, wobei es jetzt mittlerweile so ist, daß ich dies nachhole, wann immer es geht - jeder Altersabschnitt hat doch seine Reize und wir verstehen uns auch heute sehr gut. Wenn ich das Rad zurückdrehen könnte, würde ich mich mehr um sie kümmern - auch aus egoistischen Gründen.

Wie muß man sich Michael Heinritzi privat vorstellen?

So, wie mich viele Leute eigentlich nicht einschätzen. Dadurch, daß ich soviel um die Ohren habe, lebe ich an freien Tagen eigentlich eher zurückgezogen. Ich liebe es einfach, im Kreise meiner Familie ein schönes Kunstbuch zu lesen oder zu sporteln, also jedenfalls nicht unbedingt großen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzugehen.

Was haben Sie von Ihren Eltern gelernt?

Ohne meinen Eltern jetzt eine Geringschätzung entgegenzubringen, sie haben mir eine wunderschöne Jugend und meine Ausbildung ermöglicht, aber ich habe mich relativ früh abgenabelt und habe meine guten und schlechten Erfahrun- gen weitgehend selbst gemacht.

Wie reagieren die auf Ihren extremen Erfolg?

Mein Vater ist bereits seit langem verstorben und meine Mutter ist sicherlich stolz auf ihren Sohn, wir verstehen uns auch gut. 

Haben Sie viele Freunde?

Wenige, aber dafür gute.

Gefallen Ihnen selbstbewußte Frauen?

Mir gefallen überhaupt selbstbewußte Menschen.

Haben es Frauen schwerer als Männer?

Noch.

Wie sieht Ihr Verhältnis zu Feminismus aus?

Wie gesagt, ich mag selbstbewußte Menschen - doch alles was ins Extreme abweicht, finde ich uninteressant.

Welche Beziehung haben Sie mit 44 Jahren zu Ihrem Alter?

Ich müßte lügen, wenn ich sage, daß ich damit gar keine Probleme habe. Ich bin sehr viel unterwegs und seit kurzem habe ich erstmals das Gefühl, mehr aufpassen zu müssen, vor allem auch damit, den Beruf mit der Gesundheit in Einklang zu bringen. Ich hadere auch ein bißchen mit meinem Alter, wenn ich morgens aufwache und das eine oder andere Wehwehchen macht sich bemerkbar.

Sind Sie sehr moralisch?

Nein, kann man nicht sagen.

Was ist für Sie männlich?

Männlich ist für mich nicht Arnold Schwarzenegger, männlich ist für mich, was menschlich ist: Guter Humor, Zuhören können, Intelligenz.

Dürfen Männer weinen?

Ja, unbedingt, ich weine zum Beispiel bei einem traurigen Film im Kino.

Hat Michael Heinritzi Schwächen?

Ja, aber die verrate ich jetzt nicht.

Was amüsiert Sie?

Humor natürlich, auch ein gutes Theaterstück, witzige Menschen.

Was lesen Sie zu Ihrer Unterhaltung?

Gerne Biographien, mit großer Vorliebe alles, was mit Kunst zu tun hat.

Gibt es ein berufliches Traumziel, das Sie noch verwirklichen wollen?

Ich bin mit meinem Beruf zufrieden, habe auch nicht den Wunsch wie viele andere, mit fünfzig aufzuhören. Ich möchte sicherlich mal etwas kürzer treten und meine Mitarbeiter noch mehr in die Verantwortung nehmen. Aber mein Traumziel ist eigentlich die Kontinuität - und das ist in meiner Branche Gott sei Dank gut möglich. 

In welcher Reihenfolge würden Sie die für Sie wichtigsten Menschen nennen?

Meine Tochter, meine Frau und dann meine Freunde - wobei ich da gar keine Prioritäten setzen möchte.

Sind Sie ein glücklicher Mensch?

Eindeutig ja.

Was assoziieren Sie mit Rosenheim?

Sehr schöner Standort, homogene, gewachsene Gesellschaft. Schade ist nur, daß sich gute Geschäfte und Restaurants nur sehr schwer halten können. Ich hoffe da aber auf das »Hofbräuprojekt«.

Zum Schluß nennen wir Ihnen noch ein paar Begriffe. Sie sagen uns bitte, was Ihnen dazu einfällt. Ein Joker ist erlaubt. Geld?

Wichtig, aber nicht alles.

Erfolg?

Tut gut.

Alter?

Man muß damit umgehen können.

Familie?

Lebensmittelpunkt.

Was verabscheuen Sie?

Kindern weh zu tun, Dummheit und Intoleranz.

Sex?

Ja natürlich.

Tod?

Vor meinem Tod habe ich keine Angst.

Freizeit?

Leider nicht genug davon.

Der Name McDonald’s?

Einfach gut.

Herr Heinritzi, wir danken Ihnen für dieses ausführliche Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute sowie den berühmten Funken Glück.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG